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Hitler bittet anschließend um Urlaub, der ihm gewährt wird.<br />
Offenbar mit dem Hinweis, daß dieser Antrag auch schriftlich zu stellen ist. Boden läßt nichts<br />
aus, um seine Autorität gegenüber Hitler zu wahren. Hitler pariert, indem er sein Gesuch<br />
schriftlich wiederholt. Das Gebäude der Gesandtschaft existiert nicht mehr. Ein Foto ist in<br />
den Braunschweiger Neuesten Nachrichten vom 28.2.1932 abgedruckt.<br />
Boden fertigt einen ausführlichen Vermerk (8 Schreibmaschinenseiten) über das Gespräch mit<br />
Küchenthal vom Vortag: Berufung Hitlers sei nicht in Frage gekommen wegen mangelnder<br />
akademischer Vorbildung und Befürchtung, daß seine Berufung Unruhe in die Hochschule<br />
bringen würde. Stattdessen sei die Ernennung zum Regierungsrat vorgesehen. Eine Ernennung<br />
Hitlers zum Stellvertretenden Gesandten beim Reichsrat käme nicht in Frage. Schließlich<br />
geht es um Details eines Arbeitszimmers für Hitler, für das in der Gesandtschaft kein<br />
Platz sei, und um die Hierarchie – ob Hitler selbständig arbeite, Boden ihm weisungsbefugt<br />
sei oder er zumindest von Hitler über seine Aktivitäten informiert werden müsse.<br />
Offenbar erkennt Boden die Bedeutung des Vorgangs und will sich durch das interne Protokoll<br />
für alle Fälle absichern. Offenbar geht er davon aus, daß Hitler tatsächlich sein Amt<br />
ausüben wird. Anfang Mai 1945 verfaßt Boden einen zweiten Vermerk über den Vorgang mit<br />
einem ganz anderem Tenor. Demnach soll Hitler anläßlich der Vereidigung betont haben,<br />
sich besonders für die Automobilindustrie – Büssing – einsetzen zu wollen. Also spielt auch<br />
Boden ein doppeltes Spiel. Ruben, die diese Behauptung aufstellt, stützt sich offenbar auf die<br />
Quelle Boden.<br />
Telegramm Hitlers an Zörner mit der „Bitte“, ihn <strong>als</strong> Untermieter bei sich anzumelden: Adresse<br />
in Braunschweig, Hohetorwall 7 II; Beruf „Regierungsrat“; zuständiges Finanzamt<br />
München ohne Angabe des Münchener Wohnsitzes am Prinzregentenplatz.<br />
Der Ausweis der Staatsangehörigkeit im Freistaat Braunschweig des Regierungsrats Adolf<br />
Hitler ist auf den 26.2.1932 datiert und vom Polizeipräsidium Braunschweig gegen 1,50 RM<br />
Stempelsteuer, 3,50 RM Gebühren und 1,40 + 0,82 + 0,30 RM Auslagen = 7,52 RM ausgestellt.<br />
Die Auslagen betreffen die Portokosten, da der Ausweis Hitler offenbar wie die Ernennungsurkunde<br />
per Post ins Hotel Kaiserhof, Berlin, zugestellt wurde. Der Vorgang ist notwendig,<br />
da Hitler beim Braunschweiger Einwohnermeldeamt einen Wohnsitz nachweisen muß. Zörner<br />
soll Hitler das Angebot zur Untermiete gemacht haben. Hitler ist bis 16.9.1933 offiziell Untermieter<br />
bei Zörner. Es findet sich kein Eintrag im Braunschweigischen Adressbuch des Jahres<br />
1933. Hitler dürfte die Wohnung nie betreten haben. Das Vorkriegsgebäude existiert nicht<br />
mehr und wurde vermutlich 1944 durch Bombenangriff zerstört. Heute befindet sich auf dem<br />
Grundstück ein Nachkriegsneubau. Warum wählt Hitler gerade Zörner und nicht Klagges <strong>als</strong><br />
Adresse? Ist das ein Hinweis für eine besondere persönliche Beziehung zwischen Hitler und<br />
Zörner? Hitler hat bei seinen späteren Besuchen in Braunschweig immer im Hotel und nie in<br />
seiner „Wohnung“ gewohnt.<br />
Klagges erklärt in der Braunschweigischen Landeszeitung, daß die Fortsetzung der Koalition<br />
nach dem Rücktritt Franzens sich bereits durch die Einbürgerung Hitlers gerechtfertigt habe.<br />
In Braunschweig wird die Vereidigung mit Fackelzug, Großkundgebung und Klagges-Rede<br />
(laut Schmalz 12.000 Teilnehmer in 16 Sälen) gefeiert.<br />
Die Kürzung der Aufwandsentschädigung für Boden, nicht aber für die anderen Mitarbeiter<br />
der Gesandtschaft, wird vom Haushaltsausschuß zurückgenommen.