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Hitler ist bei der Ernennung nicht anwesend, sondern bekommt die Urkunde per Post „an den<br />
Schriftsteller Adolf Hitler“ nach Berlin, Hotel Kaiserhof zugestellt. Da er vom Postboten<br />
nicht angetroffen wird, wird diese laut Postzustellungsurkunde „dort dessen Gehilfen, Herrn<br />
Jos. Dietrich übergeben“.<br />
Der „Gehilfe“ und SS-Mann Sepp Dietrich wird einer der Hauptverantwortlichen zur Liquidierung<br />
der SA-Führung im Zuge des sog. Röhm-Putsches sein und später Panzergeneral der<br />
Waffen-SS werden und 1944 bei der Abwehr der Invasion in der Normandie versagen.<br />
Overesch hat die Ernennungsurkunde im Nachlaß Hitlers gefunden, der im Bundesarchiv<br />
aufbewahrt wird.<br />
Goebbels notiert: „Beim Führer im Kaiserhof. Eben kommt die Nachricht, daß er zum braunschweigischen<br />
Regierungsrat ernannt worden ist. Wir sind alle überglücklich, daß diese wesentliche<br />
Frage gelöst wurde. Wir arbeiten alle wie in einem rasenden Taumel.“ (Goebbels<br />
1987, Teil I, Bd. 2, S. 133)<br />
Also war die fehlende Staatsbürgerschaft doch eine große Belastung. Man gewinnt den Eindruck,<br />
daß Goebbels mehr oder weniger täglich bei Hitler im Hotel war, um über die Kandidatur/Einbürgerung<br />
zu konferieren. In der Logik seines Briefs vom Frühjahr 1930 muß Hitler<br />
schon nach dem Rücktritt von Franzen und der Wende im Verlauf der Regierungskrise mit<br />
seiner Kandidatur und der zuvor notwendigen Einbürgerung gerechnet haben. Der Konflikt<br />
zwischen Franzen und der NS-Führung findet womöglich hier seine eigentliche Erklärung.<br />
Klagges gibt die Einbürgerung auf einer Massenversammlung der NSDAP am selben Abend<br />
in Braunschweig triumphierend bekannt: „Wenn unsere Beteiligung an der Regierung keinen<br />
anderen Erfolg zu verzeichnen gehabt hätte <strong>als</strong> den, daß wir unserem Führer Adolf Hitler das<br />
Staatsbürgerrecht verschafft haben, so hätte diese Tatsache allein genügt, um die Notwendigkeit<br />
dieser unserer Regierungsbeteiligung zu beweisen.“ (Zitat bei Morsey 1960, S. 442; mit<br />
abweichender Formulierung aber sinngemäß identisch bei Schmalz 1934, S. 193 und Roloff<br />
1961, S. 96) Weiter erklärt Klagges: „Als Vertreter der NSDAP in der braunschweigischen<br />
Regierung und zugleich im Namen von Adolf Hitler danke ich allen, die diese Lösung durch<br />
ihre Mitwirkung ermöglicht haben. Dieser Dank gilt neben den Mitgliedern der nation<strong>als</strong>ozialistischen<br />
Fraktion dem Minister <strong>Dr</strong>. Küchenthal und den Gruppen der Fraktion Bürgerliche<br />
Einheitsliste, die in vorbildlicher Einmütigkeit und Loyalität zum Gelingen beigetragen haben.“<br />
(Küchenthal 1969, Bd. III, S. 146)<br />
Hitlers Pressechef Otto Dietrich erwähnt in seinem 1934 erschienenen Buch „Mit Hitler an<br />
die Macht“ die fehlende Staatsbürgerschaft nicht. Das Zögern Hitlers wird damit begründet,<br />
daß er vermeiden wollte, gegen Hindenburg anzutreten. Er sei dazu aber aus taktischen Gründen<br />
gezwungen worden, um der Taktik Brünings entgegenzutreten. (Dietrich 1934, S. 57-63)<br />
In einem „Who is Who” von 250 Prominenten des <strong>Dr</strong>itten Reichs vom Sommer 1934 heißt es<br />
im Artikel über Klagges: „Dietrich Klagges war es, der ungeachtet aller <strong>Dr</strong>ohungen und trotz<br />
heftigsten Widerstandes der Bürgerlichen eine Aufstellung Adolf Hitlers für die Reichspräsidentenwahl<br />
möglich machte, indem er ihm eine Regierungsratsstelle bei der braunschweigischen<br />
Gesandtschaft in Berlin übertrug, ihn damit zum braunschweigischen Staatsbürger und<br />
zum Reichsangehörigen machte. Diese Tat allein war mutig, revolutionär und für Deutschlands<br />
Zukunft entscheidend. Damit kann Dietrich Klagges das beglückende Gefühl haben,<br />
daß seine Hand einmal am Schalthebel der Weltgeschichte lag.“ (Vgl. Männer im <strong>Dr</strong>itten<br />
Reich 1934, S. 122). Zörner wird in derselben Publikation nur eine Nebenrolle mit dem Satz<br />
zugebilligt: „In die Amtszeit Zörners fiel die Ernennung Hitlers zum Regierungsrat“. (ebd. S.<br />
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