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59<br />

Die DVP scheitert mit einem Antrag im Reichstag, allen Weltkriegsteilnehmern automatische<br />

die Staatsbürgerschaft zu verleihen.<br />

Mit einer „Lex Hitler“ hätte man die unangenehme Verantwortung von Braunschweig auf<br />

den Reichstag und von der DVP auf viele Schultern verschoben.<br />

Klagges bekommt (wahrscheinlich telephonisch durch Göring im Auftrag von Goebbels?)<br />

den Auftrag, die Einbürgerung Hitlers zu organisieren.<br />

Am Abend findet ein zweites Gespräch Klagges – Küchenthal statt, in dem Klagges auf einen<br />

Anruf von Göring verweist, der die Absicht der Einbürgerung bestätigt.<br />

So Küchenth<strong>als</strong> Aussage in seinem Entnazifizierungsverfahren 1949, in der er sich sehr genau<br />

auch an kleine Details erinnert. Diese Aussage deckt sich mit späteren Aussagen von<br />

Klagges. Insofern könnte tatsächlich der abendliche Anruf von Göring am 2.2.1932 die Einbürgerungsfrage<br />

in Braunschweig in Gang gesetzt haben. Vermutlich hat sich Küchenthal seit<br />

diesem Datum fortlaufend Notizen gemacht, um angesichts der sich anbahnenden politischen<br />

Bedeutung des Vorgangs Argumente zu seiner Rechtfertigung zu sammeln.<br />

3.2.1932<br />

Brüning läßt sich vom Thüringischen Ministerpräsidenten Baum über den Einbürgerungsversuch<br />

Bericht erstatten. Dazu existiert eine Aufzeichnung des Staatssekretärs der Reichskanzlei,<br />

Pünder.<br />

Gauleitertagung in München. Hier soll die Kandidatur Hitlers besprochen und entschieden<br />

werden. Die Thüringer Einbürgerung ist aber durch das Kaisenberg-Gutachten bzw. den Spott<br />

der Presse verbaut.<br />

Goebbels notiert: „In der Nacht kommen noch einige Gauleiter zu mir. Sie sind deprimiert,<br />

weil sie noch keinen Entschluß wissen. Sie haben Sorge, daß der Führer zu lange wartet. Diese<br />

Sorge ist so grundlos wie nie. Ich richte sie auf und appelliere an ihre Disziplin. Zum<br />

Schluß sind sie ganz zufrieden.“ (Goebbels 1987, Teil I, Bd. 2, S. 121)<br />

Die Partei beginnt an Hitler zu zweifeln. Goebbels muß bereits Durchhalteparolen verkünden.<br />

Beginnt auch er bereits, an der Entschlußkraft Hitlers zu zweifeln? Goebbels notiert ferner,<br />

daß Hitler sich in dieser heiklen Situation mit Plänen zur Umgestaltung Berlins befaßt.<br />

Will er sich damit von seiner Entscheidung in der Präsidentschaftsfrage ablenken? Der Hinweis<br />

läßt sich <strong>als</strong> Kritik von Goebbels an Hitler werten.<br />

4.2.1932<br />

Die Frankfurter Zeitung berichtet über ihre Recherchen in der thüringer Einbürgerungsaffäre.<br />

Pressemeldungen erscheinen unter Bezug auf die Thüringer Affäre mit dem Tenor „Hitler ist<br />

deutscher Staatsangehöriger“. Deutsche Allgemeine Zeitung, Hannoverscher Kurier u.a. Blätter<br />

berichten über Details der gescheiterten Einbürgerung Hitlers in Thüringen. Es werden die<br />

Aussagen der dam<strong>als</strong> mit dem Vorgang befaßten beiden Ministerialbeamten zitiert, die von<br />

Innenminister Frick zu Verschwiegenheit verpflichtet wurden.<br />

Der Eindruck des versuchten „Scheingeschäfts“ verdichtet sich.<br />

Innenminister Groener erklärt, daß nach Ermittlungen seines Ministeriums Hitlers Einbürgerung<br />

nicht zustande gekommen sei.

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