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Schreiben von Roloff an Gassner im Zusammenhang mit seiner bevorstehenden Suspendierung<br />
in Reaktion auf eine Anfrage Gassners. Roloff führt darin aus, daß er 1932 entscheidend<br />
auf <strong>Dr</strong>ängen von Kollegen und aus eigener Veranlassung gegen die Berufung Hitlers an die<br />
TH gewirkt habe. Die spätere Anstellung Hitlers <strong>als</strong> Regierungsrat sei ein einfacher Verwaltungsakt<br />
gewesen, der nicht der Zustimmung des Parlaments bedurfte. Die Einbürgerung sei<br />
mit der Teilnahme Hitlers im 1. Weltkrieg zu rechtfertigen gewesen. Es sei besser gewesen,<br />
Hitler politisch zu bekämpfen <strong>als</strong> mit juristischen Mitteln. Er, Roloff, habe bei der Präsidentenwahl<br />
gegen Hitler gestimmt. Die Nichteinbürgerung in Braunschweig hätte den Aufsatieg<br />
Hitlers nicht verhindern können. Die Reichstagsparteien trügen für die Einbürgerung die bzw.<br />
die Nichtausweisung Hitlers 1923 die Verantwortung. Im zweiten Teil nimmt er zum Vorwurf<br />
der Verherrlichung des Nation<strong>als</strong>ozialismus in seinem Buch „Tausendjähriges Braunschweig“<br />
Stellung.<br />
Das Schreiben Roloffs ist nach Boden der zweite Versuch eines Beteiligten an der Einbürgerung,<br />
einen Persilschein in eigener Sache auszustellen.<br />
23.10. 1945<br />
Roloff wird bis Januar 1946 vom Amt suspendiert.<br />
Aus den Stellungnahmen Roloffs und den erbetenen Entlastungsschreiben von Kollegen geht<br />
hervor, daß Roloff der Begünstigung – durch Mitwirkung an der Einbürgerung Hitlers - und<br />
Verherrlichung – in seinem Buch „Tausendjähriges Braunschweig“ - des Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />
bezichtigt wird. Roloff wurde allerdings auch bespitzelt und von der Gestapo überwacht.<br />
1.11.1945<br />
Gassner beauftragt O. Antrick während der Suspendierung von Roloff mit der Wahrnehmung<br />
der Leitung des Geschichtlichen Seminars.<br />
2.11.1945<br />
Gassner entlastet Roloff in einer Stellungnahme und durch beigefügte Dokumente u.a. mit<br />
dem Argument, Roloff habe 1932 sich gegen die Berufung Hitlers <strong>als</strong> <strong>Prof</strong>essor gewandt, dessen<br />
schließliche Einbürgerung <strong>als</strong> Abgeordneter aber nicht verhindern können.<br />
Auch aus der Stellungnahe Gassners ist ersichtlich, daß ein wesentlicher Grund für die Suspendierung<br />
Roloffs neben dem Schlußkapitel seines Buchs „Tausendjähriges Braunschweig“<br />
dessen Mitwirkung bei der Einbürgerung Hitlers war.<br />
4.11.1945<br />
Zweites Schreiben von Roloff an Gassner mit ergänzender Stellungnahme zur Einbürgerung<br />
Hitlers. Er widerspricht Küchenth<strong>als</strong> Behauptung, dieser sei durch Beschluß der Landtagsfraktion<br />
gezwungen worden, Hitler zum Regierungsrat zu ernennen. Dem gegenüber betont<br />
Roloff, daß er Hitler <strong>als</strong> <strong>Prof</strong>essor verhindert habe und im Haushaltsausschuß mit seinen<br />
Freunden für die Streichung der Regierungsratsstelle gestimmt habe, weil der Haushaltsausschuß<br />
bereits von dem Plan wußte, daß Hitler auf diese Stelle gesetzt werden sollte (!). Erst in<br />
der nächsten Sitzung des Ausschusses sei die Streichung auf Bitten der Regierung aufgehoben<br />
worden. Küchenthal wird auch unterstellt, daß er sich seine Zustimmung habe erkaufen lassen<br />
mit dem Posten des Staatsbankpräsidenten, der dam<strong>als</strong> der bestbezahlte im Land Braunschweig<br />
war. Küchenthal habe sich anschließend mehrfach damit gebrüstet, Hitler eingebürgert<br />
zu haben.