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117<br />

In beiden Schreiben wird die zentrale Kontroverse in der späteren Auseinandersetzung mit<br />

Küchenthal vorweggenommen: Wer war auf bürgerlicher Seite der Hauptverantwortliche für<br />

die Einbürgerung Hitlers? Küchenthal <strong>als</strong> Vorsitzender des Staatsministeriums oder Roloff<br />

<strong>als</strong> Fraktionsvorsitzender und politischer Anführer der BEL? Ist die juristische oder die politische<br />

Verantwortung die entscheidende? Küchenthal wird später in seinen „Erinnerungen“<br />

viele Seiten auf den Beleg verwenden, daß Roloff verantwortlich war. Es scheint jedenfalls,<br />

daß beide – Roloff durch akademische Karriere und Küchenthal durch das Amt des Staatsbankpräsidenten<br />

– von der Kooperation mit den Nazis profitiert haben. Nur so ist die Intensität<br />

des Konflikts zwischen beiden nach 1945 erklärbar.<br />

16.1.1946<br />

Die Stadt Braunschweig entzieht Hitler zusammen mit Rust, Klagges, Göring und v. Schirach<br />

die Ehrenbürgerschaft.<br />

30.11.1946<br />

Küchenthal legt Berufung gegen seine Entlassung <strong>als</strong> Staatsbankpräsident ein.<br />

3.12.1946<br />

Beginn des Entnazifizierungsverfahrens Küchenth<strong>als</strong> (bis 11.12.1950)<br />

Küchenth<strong>als</strong> Entnazifizierungsverfahren erstreckt sich über 4 Jahre mit 2 erstinstanzlichen<br />

und 3 Berufungsverfahren. Er wird in Gruppe III (Minderbelastete) eingestuft, u.a. weil er<br />

maßgeblich bei der Einbürgerung Hitlers mitgewirkt hat und so ein wesentlicher Förderer<br />

des Nation<strong>als</strong>ozialismus gewesen ist.<br />

14.1.1947<br />

Küchenthal wird vom Entnazifizierungsausschuß des Landkreises Wolfenbüttel vernommen.<br />

Vorgeworfen wird ihm die NSDAP-Mitgliedschaft vor 1937 und der Vorsitz im Braunschweigischen<br />

Staatsministerium. Der Vorsitzende des Ausschusses, Fricke, beantragt bei der<br />

Militärregierung, Küchenthal in Kategorie II einzustufen.<br />

Dem Antrag wurde nicht stattgegeben.<br />

10.2.1947<br />

Brandes wird im Entnazifizierungsverfahren <strong>als</strong> „eifriger Nation<strong>als</strong>ozialist“ in Kategorie IV<br />

(Mitläufer) eingruppiert, weil er an der Einbürgerung Hitlers mitgewirkt hat.<br />

Brandes legt am 2.2.1947 Widerspruch ein. Im Revisionsverfahren geht es u.a. um die Verantwortung<br />

für die Einbürgerung Hitlers.<br />

Brandes stellt Dokumente mit einer „Vorbemerkung“ zu seiner Entlastung, die die Distanz<br />

zum NS-System belegen sollen, zusammen und bestellt Entlastungsschreiben u.a. von Heimbs<br />

(vom 28.2.1947) und Roloff (vom 20.4.1947). Es geht um die Frage, wer die Einbürgerung<br />

Hitlers auf Seiten der BEL zu verantworten hat: Küchenthal <strong>als</strong> Vorsitzender der Staatsregierung,<br />

der die Ernennungsurkunde unterschrieben hat, oder Roloff bzw. die BEL-Fraktion, die<br />

den Beschluß gefaßt hat, bzw. die verantwortlichen Vertreter der bürgerlichen Parteien, die<br />

politisch dahinter standen.<br />

Die Dokumente liegen im Stadtarchiv Braunschweig. Die Frage ist auch für Roloff, der neben<br />

Küchenthal und Brandes vernommen wird, von großer Bedeutung. Die Argumente lauten:<br />

Wenn wir Hitler nicht eingebürgert hätten, wäre er woanders, z.B. in Thüringen, eingebürgert<br />

worden. (Dies ist dort gerade mit Hilfe der DVP verhindert worden!) Es war besser, ihn eine<br />

Niederlage gegen Hindenburg erleiden zu lassen <strong>als</strong> ihn durch die Verweigerung der Ein-

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