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Klagges hebt das Umzugs- und Uniformverbot für SA und SS auf. Dadurch wird der Aufmarsch<br />
der Harzburger Front in Bad Harzburg möglich.<br />
Diese Maßnahme war vermutlich Teil des Verhandlungspakets vom 10.9.<br />
6.10.1931<br />
Das Kabinett Brüning tritt zurück. Hindenburg erteilt Brüning den Auftrag, eine neue Regierung<br />
ohne parteienorientierte Bindung zu bilden.<br />
Herbst 1931<br />
Brüning beabsichtigt, eine Amtsverlängerung Hindenburgs, dessen Präsidentschaft im Frühjahr<br />
1932 ausläuft, zu erreichen. Er will über Notverordnungen solange weiter regieren, bis<br />
die Verhandlungen über eine Einstellung der Reparationszahlungen Erfolge zeigen bzw. die<br />
Wirtschaftskrise überwunden ist. Voraussetzung für die Verlängerung der Amtszeit ist eine<br />
Verfassungsänderung, die wegen der notwendigen 2/3-Mehrheit die Zustimmung der Rechtsparteien<br />
(DNVP, Teile der NSDAP) erforderlich macht, da eine Zustimmung der KPD nicht<br />
zu erwarten ist.<br />
Seitdem eröffnet sich auch für die NSDAP die Option, wenn die Amtsverlängerung nicht zu<br />
erreichen ist und Neuwahlen unumgänglich werden, daß Hitler oder ein anderer NS-Kandidat<br />
zum Reichspräsidenten gewählt wird. Anschließend könnte dieser einen Reichskanzler der<br />
NSDAP ernennen und selber über Notverordnungen regieren. Realistischer Weise würde nur<br />
Hitler eine Chance haben, Hindenburg zu schlagen. Damit wird Hitlers Einbürgerung zu<br />
einem akuten Problem.<br />
10.10.1931<br />
2. Kabinett Brüning. Viele Minister sind parteilos. Innenminister Joseph Wirth (Zentrum) und<br />
linker Flügelmann des Kabinetts wird entlassen. Das Ressort des Innenministeriums wird<br />
kommissarisch von Reichwehrminister Groener übernommen.<br />
Der Schachzug soll dazu dienen, der politischen Rechten entgegen zu kommen, wird aber<br />
nicht honoriert.<br />
Brüning trifft mit Hitler zusammen, um die Präsidentschaftsfrage zu sondieren. Hitler lehnt<br />
ab, sich öffentlich für eine Wiederwahl Hindenburgs zu erklären.<br />
Auf Wunsch Brünings kommt es am Abend zu einem ersten Treffen zwischen Hitler und<br />
Hindenburg in Berlin. Hitler macht einen schlechten Eindruck auf Hindenburg. Anschließend<br />
fährt Hitler nach Bad Harzburg.<br />
Das große Spiel um die Macht im Reich ist eröffnet.<br />
10./11.10.1931<br />
Das Treffen der Harzburger Front im braunschweigischen Bad Harzburg aus DNVP, Stahlhelm,<br />
NSDAP u.a. wird von Küchenthal eröffnet. Das Treffen endet im offenen Konflikt zwischen<br />
NSDAP und den Nationalkonservativen bzw. zwischen SA und Stahlhelm. Zu den Organisatoren<br />
gehören Klagges und Küchenthal.<br />
Die Veranstaltung hätte in Preußen wegen des Uniform- und Aufmarschverbots nicht stattfinden<br />
können. Hugenbergs Strategie lautet: Entweder die parlamentarische Mehrheit für die<br />
nationale Opposition erringen oder einen nationalen Kanzler von Hindenburg ernennen lassen.<br />
Die sich im Verlauf des Treffens offenbarenden massiven Konflikte zwischen Hitler und