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Ist Boden bestochen worden, um seine Kooperation zu erreichen? Dann war er leicht zu bestechen.<br />
Goebbels notiert in seinem Tagebuch: „Eben kommt die Nachricht, daß er zum braunschw.<br />
Gesandten ernannt ist. Also Staatsbürger Hitler. Wir gratulieren.“<br />
In der Edition der Tagebücher von 1987 feht dieser Eintrag. Das Zitat stammt offenbar aus<br />
der redigierten Fassung von 1934. Die Ironie in der Eintragung macht deutlich, daß Goebbels<br />
die Farce im Unterschied zu den um Rechtmäßigkeit verzweifelt bemühten Braunschweiger<br />
Koalitionspartnern sehr bewußt war.<br />
Die Wolfenbütteler Zeitung berichtet über den Ernennungsvorgang und betont: „ Die braunschweigische<br />
Eidesformel ist von besonderer Ausdrücklichkeit und verpflichtet die zum<br />
braunschweigischen Beamten ernannte Persönlichkeit sehr stark, alle Pflichten und Obliegenheiten<br />
eines Beamten mit größter Treue und Sorgfalt zu erfüllen.“ Der Völkische Beobachter<br />
wird in dem Artikel zitiert: „Mit der Einbürgerung Hitlers ist eine Selbstverständlichkeit endlich<br />
Tatsache geworden. Daß es möglich war, daß ein Mann, der vier Jahre lang stündlich sein<br />
Leben für den Staat einsetzte, von diesem nicht einmal <strong>als</strong> Bürger anerkannt wurde, bleibt für<br />
immer eine Ungeheuerlichkeit des liberalistischen Paragraphenstaates. Wir betrachten die<br />
Einbürgerung Hitlers <strong>als</strong> eine allerdings späte Genugtuung für eine Unterlassung, die von 20<br />
Millionen Deutschen täglich <strong>als</strong> Beleidigung und Schmach empfunden wurde. Wir beglückwünschen<br />
deshalb das Land Braunschweig, daß es gerade seine Regierung ist, die eine<br />
17jährige Schmach für den deutschen Namen wieder gutzumachen sucht. Wir sehen in der<br />
Maßnahme der braunschweigischen Regierung allerdings nur eine äußere Formalität, denn in<br />
unserem Herzen ist Hitler längst der erste deutsche Staatsbürger.“<br />
Offenbar ist nochm<strong>als</strong> der gut informierte Autor der beiden früheren Artikel am Werk. Hitler<br />
wird ermahnt, sein Amt auch wirklich auszuüben. Daß der Völkische Beobachter zitiert wird,<br />
läßt sich <strong>als</strong> Hinweis interpretieren, daß der Autor der Ernsthaftigkeit Hitlers nicht traut.<br />
Der Reichstag bestimmt auf Vorschlag der Reichsregierung einstimmig den ersten Wahlgang<br />
auf den 13.3. und einen möglichen zweiten Wahlgang auf den 10.4. Deshalb müssen die<br />
Wahlvorschläge spätestens am 3. März eingegangen sein.<br />
Die Regierung Brüning übersteht im Reichstag einen Mißtrauensantrag der DVP knapp mit<br />
289 : 264 Stimmen. Gegen die Regierung stimmen NSDAP, DNVP, DVP, LVP und KPD.<br />
Die 20 Stimmen der Wirtschaftspartei retten die Mehrheit für Brüning. Anschließend vertagt<br />
sich der Reichstag bis zum 9.5.1932.<br />
Klagges rügt Rektor Schmitz, weil der sich in Sachen Hitler-<strong>Prof</strong>essur direkt an Küchenthal<br />
gewendet und ihn übergangen hat.<br />
27.2.1932<br />
Der SPD-Vorstand veröffentlicht einen Aufruf im Vorwärts, Hindenburg bei der Wahl zu<br />
unterstützen mit der Parole „Schlagt Hitler! Darum wählt Hindenburg!“<br />
Hitler erklärt in seiner Auftaktrede zum Wahlkampf im Berliner Sportpalast, daß es bei der<br />
Präsidentschaftswahl darum gehe, mit dem „System“ des 9. November abzurechnen.<br />
Hier wird die eigentliche Frontlinie bei der Präsidentenwahl sichtbar.<br />
28.2.1932<br />
Erstes schriftliches Urlaubsgesuch Hitlers an Boden: „Hiermit bitte ich, mir bis zum Ende des<br />
Reichspräsidenten-Wahlkampfes Urlaub gewähren zu wollen.“ gez. Adolf Hitler, z. Zt. Berlin,<br />
Hotel Der Kaiserhof.