Download als *.pdf; 863 kB - Prof. Dr. Ulrich Menzel
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Wurde der Ausschluß Winters von Zörner provoziert, um bei der zweiten Lesung des Haushalts<br />
eine sichere Mehrheit zu erhalten, falls Schrader (einer neuen Planstelle) nicht zustimmt?<br />
Im Anschluß an die Landtagssitzung konferiert die gesamte BEL-Fraktion (Roloff, Baumann,<br />
Löbecke, von Grone – DNVP; Brandes, Wessel, Ehrendoktor der TH, Oehlmann, Marquordt<br />
– DVP; Frede – Haus- und Grundbesitz; Schmidt, Vahldieck - Mittelstand) zum ersten Mal<br />
über die Einbürgerungsfrage. Roloff ist in der Sitzung ein vehementer Gegner der Absicht<br />
und würde deshalb sogar die Koalition platzen lassen.<br />
Warum ist Roloff so heftig dagegen? Liegt der Widerstand nur an der mangelnden akademischen<br />
Qualifikation oder reflektiert Roloff selber auf die Riekel-Stelle, weil diese höher dotiert<br />
ist <strong>als</strong> seine eigene? Die DVP taktiert, weil sie den Bruch der Koalition und Neuwahlen<br />
fürchtet, während die DNVP gradliniger agiert, da sie Neuwahlen weniger fürchten muß.<br />
Nach 1945 erinnern sich die Beteiligten kontrovers, ob Küchenthal letztlich verantwortlich<br />
war oder ob er nur den späteren Beschluß der BEL-Fraktion umgesetzt hat.<br />
Küchenthal erläutert seine Bedenken: Die Ernennung wäre rein politischer Akt. Es gäbe keine<br />
sachliche Begründung für die <strong>Prof</strong>essur (Roloff und Geiger decken die Denomination bereits<br />
ab!). Würde Hitler berufen und sein Amt ausüben, gäbe es laufend Krawalle zwischen linken<br />
und rechten Studenten. Es gebe den persönlicher Konflikt mit Hitler anlässlich des Rücktritts<br />
Franzens. Es folgt eine kontroverse Diskussion – pro – und contra <strong>Prof</strong>essur. Wessel (in seiner<br />
Eigenschaft <strong>als</strong> Vertrauensmann der TH) ist gegen die <strong>Prof</strong>essur. Hitler <strong>als</strong> Stellvertretender<br />
Reichsratsbevollmächtigter kommt nicht in Frage (deswegen das Gespräch Küchenthal –<br />
Boden!) Die Debatte endet in dem Einverständnis, Hitler einbürgern zu wollen, da sonst die<br />
Koalition zerbricht und der Landtag aufgelöst werde. Bei Neuwahlen würde die BEL starke<br />
Verluste erleiden. Ein Beschluß wird noch nicht gefaßt.<br />
Laut Küchenth<strong>als</strong> „Erinnerungen“ sei der Ehrendoktor der TH, Wessel die entscheidende<br />
Person gewesen, der die Berufung Hitlers verhindert und in der Fraktionssitzung quasi die<br />
Position der TH vertreten hat. In den Senatsakten findet sich nur ein einziger indirekter Hinweis<br />
am 23.3.1932, daß der Senat sich nachträglich mit der Berufung Hitlers befaßt hat. Offensichtlich<br />
sollte dies aus dem Protokoll nicht hervorgehen. Der Umstand macht deutlich,<br />
welch begrenzten Wert Quellen und gerade Protokolle haben, die auch immer aus politischen<br />
Überlegungen heraus in ihren Formulierungen entstanden sind.<br />
Ruben 2004, S. 39 weist daraufhin, daß sich auch Roloff um eine ordentliche Geschichtsprofessur<br />
beworben habe, die durch den vorzeitigen Ruhestand Riekels frei geworden sei. Sie<br />
beruft sich dabei auf Äußerung in Küchenth<strong>als</strong> Erinnerungen !?<br />
Küchenthal erhält den Auftrag, Roloff bis zum 22.2. ein Verzeichnis der im Staatshaushalt<br />
freien Planstellen vorzulegen. Nicht der Minister, sondern die die BEL solle die Entscheidung<br />
fällen (so Küchenthal später).<br />
Der Volksfreund befragt Rektor Schmitz, ob die TH von der Berufungsabsicht weiß.<br />
Die Hochschule (Schmitz, Mühlenpfordt, Gassner) erklärt, daß auch die Umwidmung einer<br />
<strong>Prof</strong>essur ihre Angelegenheit sei.<br />
Die Affäre wird zunehmend zu einer öffentlichen Angelegenheit, die Hitler Spott einbringt.<br />
Hitler ist verärgert über Klagges, der die Sache dilettantisch eingefädelt und den Bogen gegenüber<br />
dem Koalitionspartner und der Hochschule überspannt hat.