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Hitler wird durch den Auftritt salonfähig, gewinnt Akzeptanz bei der Großindustrie und finanzielle<br />
Unterstützung zur Finanzierung der Wahlkämpfe des Jahres 1932. Ohne diese finanzielle<br />
Unterstützung wäre der Erfolg der finanziell klammen NSDAP vielleicht geringer<br />
ausgefallen. Das Jahr 1932 erlebte insgesamt 15 Wahlkämpfe: 2 x Reichspräsident, 2 x<br />
Reichstag, 9 x Landtage, 2 x Kommunalwahlen.<br />
Groener ist mit der Antwort Küchenth<strong>als</strong> vom 13.1. nicht zufrieden und verlangt einen offiziellen<br />
Bericht.<br />
Küchenthal reicht die Aufforderung an Klagges und Schmidt weiter, die in ihren Stellungnahmen<br />
die Presseberichte dementieren.<br />
Die Affäre endet offenbar ergebnislos. Der Briefwechsel macht aber die tiefe Distanz zwischen<br />
Groener und der NSDAP deutlich und bringt Küchenthal zum wiederholten Mal in die<br />
schwierige Lage, Klagges und dessen Scharfmacher decken zu müssen. Der Vorgang ist auch<br />
für die spätere Einbürgerungsfrage relevant, weil Küchenthal immer das schwierige Verhältnis<br />
zur Reichsregierung – sowohl persönlich wie angesichts der Finanzlage seines Landes –<br />
im Auge haben muß.<br />
27.1.1932<br />
Brüning gibt nach dem Scheitern seiner Bemühungen, eine Zweidrittelmehrheit für eine Verfassungsänderung<br />
zur Verlängerung der Amtszeit des Präsidenten zu finden und einem Gespräch<br />
mit Hindenburg, den Auftrag an Sahm, den Hindenburg-Ausschuß zu konstituieren<br />
und das Verfahren zur Neuwahl des Präsidenten einzuleiten. Dazu müssen Unterschriftenlisten<br />
ausgelegt werden.<br />
Seine Absicht ist, die Wiederwahl Hindenburgs zu erreichen, um sich weiter auf dessen Vertrauen<br />
stützen zu können. Er kalkuliert, daß nur Hindenburg, aber nicht ein Kandidat der<br />
Weimarer Koalition, einen Wahlsieg garantiert, weil ersterer auch Stimmen der Konservativen<br />
auf sich ziehen kann. Dazu braucht er die Hilfe des überparteilichen Hindenburg-<br />
Ausschusses, der seit Mitte Januar vorbereitet wird, in dem auch Nationalkonservative vertreten<br />
sind. Nur so kann der zögernde Hindenburg zur Zustimmung bewegt werden, der fürchtet,<br />
<strong>als</strong> SPD-Kandidat zu erscheinen und zu seiner Selbstlegitimation auch die Unterstützung der<br />
Nationalkonservativen benötigt.<br />
Hindenburg zögert wegen seines fortgeschrittenen Alters und der Sorge, daß er vom f<strong>als</strong>chen<br />
Lager gestützt wird und so die Konservativen verprellt. Deshalb bietet Brüning seinen Rücktritt<br />
an, der von Hindenburg abgelehnt wird.<br />
Diese Versicherung setzt die NSDAP unter <strong>Dr</strong>uck. Zwei Strategien werden in der Parteizentrale<br />
diskutiert: Hitler kandidiert im ersten Wahlgang – dann drängt die Einbürgerungsfrage<br />
via Verbeamtung - oder im ersten Wahlgang wird ein Strohmann aufgestellt, um zwischen den<br />
Wahlgängen die Einbürgerung über den Reichsrat zu erzwingen. Möglicherweise taktiert<br />
auch Hindenburg, weil er die Situation zu einer Restauration der (Konstitutionellen) Monarchie<br />
nutzen will. (Bracher 1964, S. 446)<br />
Der TH-Senat berät über disziplinarische Maßnahmen gegen die studentischen Rädelsführer.<br />
Scharfe Angriffe auf Küchenthal, Mühlenpfordt und Schmitz im Völkischen Beobachter, die<br />
von den Braunschweiger NS-Studenten Schaffeld und Gille lanciert sind.<br />
Goebbels notiert: „Hindenburg-Ausschuß hat sich konstituiert. Die Wahlparole für oder gegen<br />
Hindenburg scheint unvermeidlich geworden zu sein. Jetzt müssen wir mit unserem Kandidaten<br />
heraus. Diese Frage ist entschieden.“ (Goebbels 1987, Teil I, Bd. 2. S. 117)