18.10.2014 Aufrufe

Download als *.pdf; 863 kB - Prof. Dr. Ulrich Menzel

Download als *.pdf; 863 kB - Prof. Dr. Ulrich Menzel

Download als *.pdf; 863 kB - Prof. Dr. Ulrich Menzel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

20<br />

Selbst für die interne Machtfrage zwischen dem sozialistischen und dem nationalen Flügel der<br />

NSDAP lieferte Braunschweig noch die Bühne für das Vorspiel auf dem Theater. Die Braunschweiger<br />

Koalitionskrise im Anschluss an den Rücktritt Franzens, der Hitler sogar nach dem<br />

Rücktritt die Stirn bot, <strong>als</strong> er, nur noch kommissarisch im Amt, zusammen mit Küchenthal die<br />

„Einministerverordnung“ unterzeichnete, die die NSDAP von der Regierung ausschloss, belegt<br />

die These. Franzen unterlief mit seiner Unterschrift das taktische Kalkül Hitlers, eine<br />

einmal errungene Machtposition um jeden Preis zu halten. Auch die diversen Konflikte innerhalb<br />

der Braunschweiger NSDAP - Klagges versus Zörner, Alpers (SS) versus Sauke (SA),<br />

Franzen/Groh versus Landtagsfraktion, Schmidt-Bodenstedt versus Alpers/Jeckeln etc. – finden<br />

ihren Nachvollzug in den diversen Säuberungsaktionen innerhalb der Partei, nachdem die<br />

Macht errungen war.<br />

Die nachfolgende Chronik ist ein erster Beitrag, die Facetten der Einbürgerung auszuleuchten<br />

und die Frage nach ihrer Bedeutung zu beantworten. Unterschieden werden dabei die Fakten,<br />

soweit sie sich aus den Quellen rekonstruieren lassen, und deren Kommentierung bzw. Interpretation,<br />

die jeweils kursiviert ist. Daraus soll eine umfassende Monographie entstehen.<br />

Noch eine Nachbemerkung: Die Berufung Ernst August Roloffs zum a.o. <strong>Prof</strong>essur für<br />

„Deutsche Geschichte und Staatsbürgerkunde“ am 26.1.1931 durch den Volksbildungsminister<br />

Franzen (NSDAP) markiert über die Teildenomination „Staatsbürgerkunde“ den Beginn<br />

der Politikwissenschaft in Braunschweig. Die Berufung Hitlers auf eine <strong>Prof</strong>essur für „Organische<br />

Gesellschaftslehre und Politik“ hätte durch die Umwidmung der freien Planstelle für<br />

Pädagogik (vorm<strong>als</strong> Riekel) sogar eine zweite (halbe) <strong>Prof</strong>essur für das Fach bedeutet. Am<br />

Ende ist sie mit Berger besetzt worden und damit in der Pädagogik verblieben.<br />

Roloff wurde von Oktober 1945 bis Januar 1946 <strong>als</strong> <strong>Prof</strong>essor suspendiert, u.a. wegen seiner<br />

Mitverantwortung für die Einbürgerung Hitlers, allerdings 1947 im Entnazifizierungsverfahren<br />

in Kategorie V (unbelastet) eingestuft. Er nahm seine <strong>Prof</strong>essur noch bis 1954 wahr. Danach<br />

wird das Fach Politikwissenschaft in Braunschweig nicht mehr vertreten, bis 1964 Edgar<br />

Rosen, aus den USA zurückkehrt, den Ruf auf den Lehrstuhl für die „Wissenschaft von der<br />

Politik“ (1965-1976) erhält. Der Nachfolger von Rosen ist Gilbert Ziebura (1978-1992) und<br />

der Nachfolger von Ziebura seit 1993 und bis 2015 <strong>Ulrich</strong> <strong>Menzel</strong>. Ziebura hat in seiner aktiven<br />

Zeit manchmal scherzhaft erwähnt, er sei der Nachfolger von Hitler. Ob es tatsächlich

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!