Download als *.pdf; 863 kB - Prof. Dr. Ulrich Menzel
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Selbst für die interne Machtfrage zwischen dem sozialistischen und dem nationalen Flügel der<br />
NSDAP lieferte Braunschweig noch die Bühne für das Vorspiel auf dem Theater. Die Braunschweiger<br />
Koalitionskrise im Anschluss an den Rücktritt Franzens, der Hitler sogar nach dem<br />
Rücktritt die Stirn bot, <strong>als</strong> er, nur noch kommissarisch im Amt, zusammen mit Küchenthal die<br />
„Einministerverordnung“ unterzeichnete, die die NSDAP von der Regierung ausschloss, belegt<br />
die These. Franzen unterlief mit seiner Unterschrift das taktische Kalkül Hitlers, eine<br />
einmal errungene Machtposition um jeden Preis zu halten. Auch die diversen Konflikte innerhalb<br />
der Braunschweiger NSDAP - Klagges versus Zörner, Alpers (SS) versus Sauke (SA),<br />
Franzen/Groh versus Landtagsfraktion, Schmidt-Bodenstedt versus Alpers/Jeckeln etc. – finden<br />
ihren Nachvollzug in den diversen Säuberungsaktionen innerhalb der Partei, nachdem die<br />
Macht errungen war.<br />
Die nachfolgende Chronik ist ein erster Beitrag, die Facetten der Einbürgerung auszuleuchten<br />
und die Frage nach ihrer Bedeutung zu beantworten. Unterschieden werden dabei die Fakten,<br />
soweit sie sich aus den Quellen rekonstruieren lassen, und deren Kommentierung bzw. Interpretation,<br />
die jeweils kursiviert ist. Daraus soll eine umfassende Monographie entstehen.<br />
Noch eine Nachbemerkung: Die Berufung Ernst August Roloffs zum a.o. <strong>Prof</strong>essur für<br />
„Deutsche Geschichte und Staatsbürgerkunde“ am 26.1.1931 durch den Volksbildungsminister<br />
Franzen (NSDAP) markiert über die Teildenomination „Staatsbürgerkunde“ den Beginn<br />
der Politikwissenschaft in Braunschweig. Die Berufung Hitlers auf eine <strong>Prof</strong>essur für „Organische<br />
Gesellschaftslehre und Politik“ hätte durch die Umwidmung der freien Planstelle für<br />
Pädagogik (vorm<strong>als</strong> Riekel) sogar eine zweite (halbe) <strong>Prof</strong>essur für das Fach bedeutet. Am<br />
Ende ist sie mit Berger besetzt worden und damit in der Pädagogik verblieben.<br />
Roloff wurde von Oktober 1945 bis Januar 1946 <strong>als</strong> <strong>Prof</strong>essor suspendiert, u.a. wegen seiner<br />
Mitverantwortung für die Einbürgerung Hitlers, allerdings 1947 im Entnazifizierungsverfahren<br />
in Kategorie V (unbelastet) eingestuft. Er nahm seine <strong>Prof</strong>essur noch bis 1954 wahr. Danach<br />
wird das Fach Politikwissenschaft in Braunschweig nicht mehr vertreten, bis 1964 Edgar<br />
Rosen, aus den USA zurückkehrt, den Ruf auf den Lehrstuhl für die „Wissenschaft von der<br />
Politik“ (1965-1976) erhält. Der Nachfolger von Rosen ist Gilbert Ziebura (1978-1992) und<br />
der Nachfolger von Ziebura seit 1993 und bis 2015 <strong>Ulrich</strong> <strong>Menzel</strong>. Ziebura hat in seiner aktiven<br />
Zeit manchmal scherzhaft erwähnt, er sei der Nachfolger von Hitler. Ob es tatsächlich