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7.9.1931<br />
Die BEL beharrt auf weiter auf der Einministerregierung, die auch von Schrader unterstützt<br />
wird.<br />
Hitler übt <strong>Dr</strong>uck auf Hugenberg in Berlin aus, die Braunschweiger DNVP entsprechend zu<br />
beeinflussen. Die NSDAP verkündet ein Ultimatum zum 15.9.: Wenn Klagges nicht Minister<br />
wird, dann kommt es zum Bruch der Harzburger Front am 16.9.<br />
Von Hitler wird die Berliner Karte gespielt, da die Braunschweiger Parteifreunde sich ins<br />
politische Abseits manövriert haben. Der Vorgang wird sich wenige Monate später in der<br />
Einbürgerungsfrage wiederholen. Wenn es darauf ankommt, verlieren die braunschweiger<br />
Politiker ihre Autonomie gegenüber den Parteizentralen.<br />
8.9.1931<br />
Die NSDAP in Braunschweig unter dem neuen Fraktionsvorsitzen Bertram stellt der BEL ein<br />
auf zwei Tage befristetes Ultimatum zum 10.9., Klagges <strong>als</strong> neuen Minister zu akzeptieren.<br />
Die Braunschweiger DNVP beugt sich erst dem <strong>Dr</strong>uck Hugenbergs aus Berlin, der die Harzburger<br />
Front retten will.<br />
Die BEL hat folgende Alternativen: Auflösung der Bürgerlichen Einheitsliste und Koalition<br />
SPD – DVP (= 17 + 4 Sitze mit der Konsequenz, die bürgerlichen Wähler zu verärgern);<br />
Neuauflage der Koalition BEL – NSDAP; Neuwahlen. Bei Neuwahlen hatte die DVP eine<br />
empfindliche Niederlage zu fürchten wegen des Konflikts mit NSDAP. Die DNVP ist in der<br />
stärkeren Position <strong>als</strong> die DVP, da erstere von Neuwahlen weniger zu befürchten hat.<br />
Offenbar hat die Variante, Duldung der „Einministerregierung“ durch die SPD, keine Rolle<br />
gespielt. Auch so hätte die Regierungskrise einstweilen überwunden werden können. In der<br />
Gemeinde Bodenstedt ist diese Variante (alle gegen die NSDAP) verfolgt worden.<br />
9.9.1931<br />
In Berlin beginnt die Einflußnahme auf Brüning, Hitler an der Regierung zu beteiligen.<br />
10.9.1931<br />
Die braunschweiger DNVP gibt widerwillig dem <strong>Dr</strong>uck Hugenbergs nach. Die DVP will hart<br />
bleiben. Jetzt droht die DNVP mit Landtagsauflösung.<br />
Erst jetzt lenkt die DVP ein, weil für sie nur die Alternative Koalitionswechsel zur SPD oder<br />
Neuwahlen mit drohenden erheblichen Stimmenverlusten bleibt.<br />
So wird die letzte Möglichkeit der DVP verpaßt, durch einen Koalitionswechsel die „Machtübernahme“<br />
der NSDAP in Braunschweig noch abzuwenden. Rücksicht auf die Harzburger<br />
Front hätte sie nicht nehmen müssen. Warum die DVP am Ende nachgibt, ist ohne weitere<br />
Quelleneinsicht nicht wirklich befriedigend zu beantworten.<br />
Möglicherweise wird bei den neuerlichen Koalitionsverhandlungen, so Roloff jun. 1960 gegenüber<br />
Morsey, aus Rücksicht auf die Harzburger Front die Einbürgerung HItlers verabredet.<br />
12.9.1931<br />
Göring spricht in Braunschweig und begründet die Regierungsbeteiligung der NSDAP.<br />
15.9.1931<br />
Die Regierungskrise wird durch die Wahl von Klagges zum Innen- und Volksbildungsminister<br />
durch die Koalition mit 20 : 19 Stimmen beendet.