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33<br />

2.2 Die Braunschweiger Koalition aus BEL und NSDAP 1930-1933 und der Konflikt um<br />

die Einbürgerung Januar – Februar 1932<br />

26.9.1930<br />

BEL und NSDAP einigen sich über die Bildung einer Koalitionsregierung aus zwei Ministern<br />

im Freistaat Braunschweig. Die BEL nominiert Roloff für das Innen- und Volksbildungsministerium<br />

wegen der damit verbundenen Einflußnahme auf die Personalpolitik. Die NSDAP<br />

lehnt das angebotene Justiz- und Finanzressort ab, da wegen der Weltwirtschaftkrise in dem<br />

kleinen Land eine autonome Politik unabhängig vom Reich nicht möglich ist.<br />

Die Koalition verfügt nur über 20 von 40 Sitzen. Deshalb ist die Tolerierung durch die Staatspartei<br />

(Schrader) notwendig.<br />

Eine mögliche Koalition SPD – DVP unter Auflösung der BEL kommt nicht zustande, obwohl<br />

sie von der DVP-Reichsleitung bevorzugt wird, weil die braunschweiger DVP über die<br />

Personal- und Finanzpolitik der SPD verärgert ist.<br />

Die BEL gibt im Ressortstreit nach. Roloff verzichtet, so daß Küchenthal für das Finanz- und<br />

Justizressort nominiert wird.<br />

Verzichtet Roloff, weil er nicht Volksbildungsminister wird? Kurz nach der Regierungsbildung<br />

wird er jedenfalls auf eine <strong>Prof</strong>essur berufen. Dies dürfte eine Kompensation für den<br />

Verzicht gewesen sein.<br />

Die DVP ist der Verlierer der Koalitionsverhandlungen, da sie für sich ein drittes Ministerium<br />

beansprucht hatte. Sie wollte den NSDAP-Ministerkandidaten Anton Franzen verhindern,<br />

der von Hitler ausgesucht ist, und selber dessen Ministerium besetzen. Ursprünglich waren<br />

Frick oder Rust <strong>als</strong> Kandidaten der NSDAP vorgesehen, die aber von der BEL abgelehnt<br />

wurden. Stattdessen wurde <strong>Dr</strong>. Anton Franzen (Kiel) nominiert.<br />

Hätte die DVP unter diesen Umständen die BEL verlassen und mit der SPD koaliert, wäre die<br />

Entwicklung in Braunschweig bis 1933 anders verlaufen und wäre Hitler in Braunschweig<br />

nicht eingebürgert worden!<br />

Laut späterer Erinnerung Küchenth<strong>als</strong> (Küchenthal 1969) soll bereits dam<strong>als</strong> die Frage der<br />

Hitler-Einbürgerung verhandelt worden sein, die zu gegebener Zeit zu regeln sei. Roloff<br />

(DNVP) und Brandes (DVP) hätten dam<strong>als</strong> schon das Vorhaben akzeptiert. Hauptziel der<br />

neuen Regierung sei (laut Roloff jun. 1961) die „Säuberung“ des Volksbildungsministeriums,<br />

der Schulverwaltung und der Kulturwissenschaftlichen Abteilung der TH von den linken <strong>Prof</strong>essoren<br />

gewesen.<br />

Goebbels notiert in seinem Tagebuch: „Frantzen aus Kiel wird in Braunschweig Innenminister“.<br />

(Goebbels 1987, Teil I, Bd. 1, S. 608)<br />

Dies ist die einzige Erwähnung der braunschweiger Koalitiosbildung im Tagebuch von<br />

Goebbels. Offenbar ist ihm die strategische Bedeutung der Regierungsbeteiligung der NSDAP<br />

in Braunschweig noch nicht klar. Hinzu kommt, daß er Franzen auch noch f<strong>als</strong>ch mit tz<br />

schreibt.<br />

30.9.1930<br />

Ernst Zörner (NSDAP, Mitglieds-Nr. 20332) wird mit 20 gegen 17 Stimmen anstelle von Kuno<br />

Rieke (SPD) zum Landtagspräsidenten gewählt. KPD und Staatspartei (Schrader) enthalten<br />

sich der Stimme.<br />

Diese Wahl war umstritten, da eigentlich die stärkste Fraktion (SPD) den Landtagspräsidenten<br />

stellt. Mindestens hätte die DVP Wessel bevorzugt, weil die BEL in der Koalition der grö-

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