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76<br />

KLagges und Zörner verhandeln mit Brandes und Wessel ohne Beisein von Vertretern der<br />

DNVP über die Regierungsrat- anstelle der <strong>Prof</strong>essur-Variante.<br />

Die DVP wird offenbar von NS-Seite <strong>als</strong> das größere Hindernis angesehen. Zörner tritt jetzt<br />

gleichberechtigt neben Klagges auf.<br />

Abends konferiert der braunschweiger Vorstand der DVP und stimmt auf der Basis des Berichts<br />

von Brandes der Einbürgerung zu.<br />

Im Reichstag werden die Kandidatur Hitlers und die noch ungelöste Frage der Staatsbürgerschaft<br />

durch den SPD-Fraktionsvorsitzenden Rudolf Breitscheid angesprochen.<br />

Goebbels notiert: Die Einbürgerungsfrage ist noch nicht gelöst. Die bürgerlichen Patrioten<br />

machen Schwierigkeiten.“ (Goebbels 1987, Teil I, Bd. 2, S. 132)<br />

Der Tenor der Besorgnis verändert sich. Es geht jetzt nicht mehr um die Sorge, ob Hitler<br />

kandidieren will, sondern ob er kandidieren darf. Also funktioniert die Kommunikation zwischen<br />

Braunschweig und Berlin auch auf NS-Seite nicht reibungslos.<br />

25.2.1932<br />

Die Braunschweiger Neueste Nachrichten berichten unter dem Titel „Wie wird man deutscher<br />

Staatsbürger?“ sehr detailiert über die rechtlichen Aspekte der Einbürgerung. Unter dem Aspekt,<br />

eine Verbeamtung zum Schein zu vermeiden, sei die <strong>Prof</strong>essoren-Variante vorzuziehen.<br />

Eine Antrittsvorlesung würde genügen, um anschließend eine Beurlaubung auf bestimmte<br />

Zeit zu rechtfertigen. Es müsse keine Pädagogik-<strong>Prof</strong>essur besetzt werden, sondern könnte<br />

auch eine eine für „politische Geschichte“ oder „völkische Kulturbestrebungen“ geschaffen<br />

werden. Zwar habe man von dem <strong>Prof</strong>essorenplan wieder Abstand genommen, doch wenn<br />

eine andere Lösung nicht zustande kommen, könne man darauf wieder zurückkommen.<br />

Der ungenannte Autor des Artikels ist gut informiert. Laut Küchenthal war der Artikel von<br />

Roloff bestellt, der sich nach allen Seiten absichern will. Vielleicht verwechselt Küchenthal<br />

diesen Artikel aber mit dem Beitrag der Wolfenbütteler Zeitung vom Vortag, der auch auf<br />

Roloff schließen läßt. Ein weiteres Problem habe darin bestanden, daß die Nazi-Führung wegen<br />

des höheren Prestiges und der vermeintlich leichter zu erreichenden Beurlaubung eigentlich<br />

eine <strong>Prof</strong>essur für Hitler will, die die TH und die DVP ablehnen. Ob Roloff sie will, oder<br />

nur taktiert, ist unklar.<br />

Ein weiterer Artikel in derselben Ausgabe „Hitler in Braunschweigs Gesandtschaft“ macht<br />

aber bereits deutlich, daß diese Variante verfolgt wird. Hier wird allerdings spekuliert, daß<br />

Hitler zum bevollmächtigten Vertreter Braunschweigs beim Reichsrat oder in einer anderen<br />

Funktion bei der Gesandtschaft ernannt werden soll. Diese sei im Sinne des Staatsangehörigkeitsgesetzes<br />

nicht anfechtbar.<br />

Die Wolfenbütteler Zeitung berichtet, daß nach zahlreichen Telephonaten zwischen dem Hotel<br />

Kaiserhof in Berlin und dem Braunen Haus in München bzw. zwischen Berlin und Braunschweig<br />

die <strong>Prof</strong>essorenvariante offenbar vom Tisch ist. Stattdessen sei die Ernennung Hitlers<br />

zum Beamten bei der Braunschweigischen Gesandtschaft oder seine Ernennung <strong>als</strong> Reichsratsbevollmächtigter<br />

des Landes Braunschweig (<strong>als</strong>o statt Boden) im Gespräch. Ausführlich<br />

wird die Frage erörtert, warum Hitler nicht den normalen Weg über einen Antrag zur Einbürgerung<br />

geht. Der könnte in Braunschweig gestellt werden. Anschließend bedürfe es eine Abfrage<br />

aller Mitglieder des Reichsrats. Wenn kein Land Widerspruch einlegt, ist Hitler eingebürgert.

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