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Auffällig ist, daß sich die Besuche Hitlers in Braunschweig häufen, solange die Koalitionsregierung<br />

besteht. Der Umstand unterstreicht deren strategische Bedeutung.<br />

Frühjahr 1931<br />

Franzen will die Hochschule, insbesondere die Kulturwissenschaftlichen Abteilung (für Lehrerbildung)<br />

„säubern“ und die Reformpädagogen/SPD-Mitglieder entfernen. Dabei bedient er<br />

sich legaler Mittel. Der Hochschulreferent, Ministerialrat Paul Albrecht, wird von Franzen im<br />

Amt belassen.<br />

Auf der Entlassungsliste stehen Jensen, Paulsen, Riekel, Geiger, Staats, die allerdings jeweils<br />

einen unterschiedlichen Status haben. Nur Geiger, Jensen und Riekel sind verbeamtete <strong>Prof</strong>essoren.<br />

Lehraufträge werden jeweils für ein Jahr vergeben. Diese mußten nur, wie im Falle<br />

von Paulsen und Staats, nicht verlängert werden. <strong>Prof</strong>essoren waren, solange man sich noch<br />

an Recht und Gesetz hielt, nicht so ohne weiteres zu entfernen.<br />

Jensen, Paulsen und Riekel sind Reformpädagogen, die von der SPD bzw. dem zuständigen<br />

Minister Sievers gefördert wurden. Die Voraussetzung zur Reform des Schulwesens ist eine<br />

reformpädagogische Ausrichtung der Ausbildung von Gymnasial- und vor allem auch von<br />

Volksschullehrern, deren seminaristische, d.h. unterhalb der Hochschule angesiedelte Ausbildung,<br />

akademisch aufzuwerten ist. Dies setzt wiederum die Berufung von Reformpädagogen<br />

auf die <strong>Prof</strong>essuren in der Kulturwissenschaftlichen Abteilung der TH voraus. Wenn man<br />

umgekehrt die Lehramtsausbildung und damit den Schulunterricht im Sinne der NS-Ideologie<br />

ausrichten will, muß Franzen bzw. müssen später noch radikaler Klagges/Schmidt-<br />

Bodenstedt konsequenterweise wieder bei den <strong>Prof</strong>essoren für die Lehramtsausbildung ansetzen<br />

und das Lehrpersonal austauschen. Hierbei findet der NS-Volksbildungsminister solange<br />

Zustimmung bei den bürgerlichen <strong>Prof</strong>essoren, insbesondere bei Roloff, solange es gegen die<br />

Reformpädagogik der SPD geht. Er stößt aber auf deren Widerstand, wenn es um die Durchsetzung<br />

der NS-Ideologie auf Kosten einer akademischen Ausbildung geht, wie sie seit 1937<br />

in der Bernhard Rust-Hochschule betrieben wurde.<br />

Aus der <strong>als</strong> erste vorgenommenen Entlassung Riekels, die allerdings nicht nur politische<br />

Gründe hatte, und der langen Vakanz der Stelle ergab sich die Möglichkeit, durch Umwidmung<br />

der Denomination eine <strong>Prof</strong>essur für Hitler zu schaffen, um ihn über die Verbeamtung<br />

einzubürgern. Als Klagges den Auftrag erhielt, Hitler die für dessen Präsidentschaftskandidatur<br />

notwendige deutsche Staatsbürgerschaft zu verschaffen, sah er in der Berufung eine elegante<br />

Möglichkeit zur Umsetzung des Auftrags, da die Hochschule in sein Ressort fiel. Aufgrund<br />

der Umwidmung der Denomination glaubte er, an der Hochschule vorbei agieren zu<br />

können, da es sich in seinem Verständnis um eine ganz neue <strong>Prof</strong>essur handelte, die nicht der<br />

Zustimmung der Hochschule bedurfte.<br />

Viele Indizien sprechen dafür, daß das Vorhaben von langer Hand und für alle Fälle geplant<br />

war, um es bei Bedarf rasch umsetzen zu können. Diese Vermutung läßt sich allerdings nicht<br />

aus den Personalakten belegen.<br />

23.2.1931<br />

Riekel beklagt sich bei Ministerialrat Albrecht über den öffentlichen <strong>Dr</strong>uck gegenüber seiner<br />

Person.<br />

28.2.1931<br />

Dekan Gehlhoff distanziert sich von Riekel in einem Gutachten.<br />

1.3.1931

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