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Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...

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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 100<br />

B. Von der Religionskritik zur Religionslosigkeit<br />

1933, 1935 f. und 1940. In dem Vortrag ›Der Führer und der<br />

einzelne‹ fordert Bonhoeffer, daß ein Führer »den einzelnen<br />

erst in die eigentliche Mündigkeit zu führen habe« (GS II<br />

36). Der Begriff Mündigkeit wird hier auf die zeitgeschichtliche<br />

Situation bezogen, in der gerade die Unmündigkeit<br />

zum Programm werde. In der ›Finkenwalder Homiletik‹<br />

begegnen wiederholt Gedanken vom ›mündig<br />

werden‹. »Der Protestant soll mündig werden im Umgang<br />

mit der Bibel« (GS IV 255). Die Predigt soll die Gemeinde<br />

anleiten zum »Mündigwerden in der Schrift« (ibid, 268).<br />

Nicht die Lehre soll dem Auditorium im Gedächtnis bleiben,<br />

sondern die Gemeinde soll angeregt werden, nach der<br />

Predigt »die Schrift aufzuschlagen und den Text nachzulesen«<br />

(ibid). In dieselbe Richtung gehen <strong>Bonhoeffers</strong> Forderungen<br />

in dem Entwurf über ›<strong>Theologie</strong> und Gemeinde‹<br />

von 1940. Er ringt um ein »klares Verhältnis der Gemeinde<br />

zur <strong>Theologie</strong>« (GS III 422). Die Gemeinde wird zum »Mündigwerden<br />

in der Erkenntnis« aufgefordert (ibid). Mündigkeit<br />

wird also wieder auf die Gemeinde bezogen und nicht -<br />

wie in ›Widerstand und Ergebung‹ - auf die Welt.28 Bonhoeffer<br />

fordert ein ›Mündigwerden der Gemeinde‹ und beobachtet<br />

noch nicht eine ›mündig gewordene Welt‹, angesichts<br />

derer er die Frage nach Christus und der mündig<br />

gewordenen Welt stellen müßte. Obwohl die Forderung<br />

nach einer ›mündigen Gemeinde‹ durch ›Widerstand und<br />

Ergebung‹ nicht zurückgenommen wird, müssen wir feststellen,<br />

daß der Begriff Mündigkeit unter dem Eindruck <strong>des</strong><br />

Historismus einen neuen Akzent in Tegel bekommt.<br />

Individualismus ist im Unterschied zu den genannten<br />

Begriffen im Kontext Religion auch vor der Tegeler Theolo-<br />

28) Vgl. auch E. FEIL, Die <strong>Theologie</strong>, 355, Anm. 2.<br />

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