Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...

Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 137
2. Die Lebensphilosophie Wilhelm Diltheys
fühl‹, ›Lebensführung‹, ›Lebenshaltung‹ oder ›Lebensstimmung‹
entfaltet Dilthey seine Lebensphilosophie.17 So sei
zum Beispiel Petrarca »der originalste Lebensphilosoph«
gewesen, weil er »alle scholastischen Spinnewebe für einen
Moment vollen Lebens hinzugeben bereit war«.18 Der Gegensatz
zum Leben ist für Dilthey die Metaphysik, eine
Grundeinsicht, die er in immer neuen Beispielen aus der
Geschichte durch den Band hindurch aufzeigt.19 Die Metaphysikkritik
ist begründet in der erkenntnistheoretischen
Grundlegung seiner Lebensphilosophie: Hinter das Leben
kann man nicht zurück.
In der Literatur ist die Frage nach dem Einfluß Diltheys als Lebensphilosoph
nur marginal diskutiert worden. Nach grundsätzlichen
Hinweisen auf die Bedeutung einer Philosophie des Lebens für Bonhoeffer
zuerst durch E. Bethge 20 und dann durch E. Feil 21 ist durch
T. R. Peters 22 ein erster konkreter Anstoß gegeben worden. Er weist
darauf hin, daß Bonhoeffers Dilthey-Rezeption sich nicht allein auf
dessen Historismus bezieht, sondern auch die Lebensphilosophie
umfaßt. Peters führt dann jedoch den Gedanken einer lebensphilosophischen
Dilthey-Rezeption nicht aus, sondern rechnet mit einer
kontinuierlichen Bedeutung der Lebensphilosophie F. Nietzsches
für das Gesamtwerk Bonhoeffers. Erst die Studie von K. Bartl23 und
17) Vgl. Weltanschauung und Analyse (= Ges. Schr. Bd. II) z. B. 17.18.20.
43.50.
18) Ibid, 20.
19) Ibid, z. B. 20.40.58 f.136 f.144 f.247.298.322.359.394 f.414 f.441.
20) The challenge of Bonhoeffer’s life and theology, in: The Chicago
Theological Seminary Register 51, 2, 1961,1–38.
21) Die Theologie, 132 Anm. 20.
22) Die Präsenz des Politischen in der Theologie Bonhoeffers, 1976,
133 ff.
23) Theologie und Säkularität. Die theologischen Ansätze Friedrich
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