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Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...

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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 56<br />

A. Von der Religionswürdigung zur Religionskritik<br />

Bonhoeffer in dieser Vorlesung noch in der Geschichtsreflexion<br />

stehen und zieht nicht – wie 1944 – die Konsequenz<br />

aus der Beobachtung einer autonom gewordenen Kultur<br />

und fragt: Wer ist Christus für uns heute, d.h. in einer mündig<br />

gewordenen Welt? In der Vorlesung zeigt er vielmehr<br />

die vergeblichen theologischen Reaktionen auf, die den<br />

Angriffen F. Overbecks und F. Nietzsches folgen. Entweder<br />

man assimiliert sich oder negiert die Entwicklung. »Jedenfalls<br />

will man nicht wahr haben, daß das Christentum<br />

kulturfeindlich sei. Bedeutsam [ist] [...] die Selbstverständlichkeit<br />

der Synthese [von Christentum und Kultur]« (187).<br />

Diese Synthese ist auch zu einer Synthese von Religion<br />

und Christentum geworden, wenn wir den historisch zum<br />

Universalbegriff gewachsenen Ausdruck Religion so aufnehmen,<br />

wie ihn Bonhoeffer zu Beginn seiner Vorlesung<br />

von seinem Eintreten in die Geschichte (im 17. Jh.) bis in die<br />

wilhelminische Zeit dargelegt hat.<br />

Der Universalbegriff Religion erfährt erst durch K. Barth<br />

eine grundsätzliche Kritik, eine »Wende« (192 ff.) zeichnet<br />

sich ab. »Die Frage heißt: Gott und Mensch, die Kultur<br />

kommt allein auf die Seite <strong>des</strong> Menschen und der Religion<br />

zu stehen. Sofern Barth Religion nicht mehr mit Gott verwechseln<br />

will, insofern ist die Wende bezeichnet« (194 f.):<br />

»Barth wendet sich im Namen Gottes gegen die Religion« (197). Für<br />

ihn gibt es keine »geistige Gesundung an der Religion, sondern nur<br />

Krankwerden an Gott. [Die Religion steht] stets [in der] Gefahr, daß<br />

sie meint, Gott zu haben, über ihn Bescheid zu wissen, wenn auch in<br />

aller Demut und Bescheidung. Religion wird dann ein Gebiet neben<br />

andern« (198).<br />

In dieser letzten Aussage <strong>Bonhoeffers</strong> klingt die spätere<br />

Charakterisierung von Religion als ›Partialität‹ an. Bonhoeffer<br />

kann K. Barths Religionskritik, wie wir bereits ein-<br />

56

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