Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...
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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 97<br />
1. Rezeption <strong>des</strong> Historismus<br />
sigkeit wird nicht ausgeschlossen – wie bei Dilthey –, sondern<br />
gerade als historisches Faktum angesehen: Die Zeit der<br />
Religion ist abgelaufen.<br />
Schon während der Rezeption der Einleitung reflektiert<br />
Bonhoeffer historisch über Religion. Solche Reflexionen<br />
sind in der Vorlesung über die ST20Jh belegt und begegnen<br />
im Zusammenhang mit obigem Dilthey-Zitat.22 Religion<br />
und Glaube stehen hier nicht in einem zu bestimmenden<br />
Verhältnis nebeneinander (dualistisch oder dialektisch),<br />
sondern Religion ersetzt Glauben (historisch). Der Dualimus<br />
von Glaube und Religion aus K. Barths ›Römerbrief‹<br />
wird hier verschärft und bekommt eine historische Pointe:<br />
Man kann seit dem 17. Jh. gar nicht mehr von reformatorischem<br />
Glauben sprechen; an seine Stelle trat ein neuzeitlicher<br />
Religionsbegriff. Religion als historische Größe hat<br />
ihren Anfangspunkt und muß auch einen Endpunkt haben<br />
– am Ende der Neuzeit? Bonhoeffer rechnet jedenfalls<br />
mit einem ›religionslosen Christentum‹, das am Ende der<br />
Neuzeit ›ohne‹ Religion von Christus sprechen kann.<br />
Gedanken der Tegeler <strong>Theologie</strong> sind bereits 1931/32<br />
vorbereitet, und gerade im Rückblick lassen sie sich zu<br />
einem Gesamtbild verbinden. Dabei beruft sich Bonhoeffer<br />
sowohl 1931/32 als auch 1944 auf W. Dilthey.23 Der philosophische<br />
Ansatz <strong>des</strong> Historismus läßt Bonhoeffer das Religionsproblem<br />
1944 grundsätzlich ordnen.<br />
22) Vgl. die Vorlesung über die ST20Jh nach DBW 11, 139–213, bes. 145 f.;<br />
für Religion wird hier ein geschichtlicher Anfangspunkt angenommen,<br />
an dem sie beginnt und an die Stelle eines anderen<br />
Begriffs tritt, nämlich <strong>des</strong> Glaubens.<br />
23) Neben W. Dilthey wird in der Vorlesung 1931/32 auch P. de Lagarde<br />
als Beleg in dieser Passage angeführt. Bonhoeffer schreibt (DBW 11,<br />
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