Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...

Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 119
2. Kontinuität oder Diskontinuität?
die gleichen religiösen Elemente aufweisen sollten« (Vorlesungen,
450). 54
Bonhoeffer verneint diese Fragen. Die Lebenssituation der
Menschen sei zu unterschiedlich (450 f.).55 Für die »Wissenschaft
der Religionen« ist Religion geschichtlich überholt,
»ein atavistischer Rückfall in eine Denkweise, über die die
Menschheit in ihren aufgeklärten Exemplaren hinausgewachsen
ist« (453).56 Die »Tage« seien »vorbei, in denen man
sagen konnte, daß selbst für die Wissenschaft die Himmel
die Ehre Gottes rühmen und das Firmament sich als das
Werk seiner Hände erweist« (454).57 Allenfalls ein »Gott
universaler Gesetze« wird noch von der »Wissenschaft anerkannt«
(455).
Religion ist also in einem Schlagwort: »Reiner Anachronismus«
(456).58 W. James stellt das ›wissenschaftliche Reli-
54) »Ought it to be assumed that in all men the mixture of religion
with other elements should be identical? Ought it, indeed, to be
assumed that the lives of all men should show identical religious
elements« (Conclusions, 760).
55) Wie W. Dilthey lehnt auch W. James die Metaphysik ab, wenn er
seine »pragmatische Ansicht der Religion« verteidigt: »Es sind nur
die transzendentalistischen Metaphysiker, die meinen, daß man
die Natur, ohne ihr irgendein konkretes Detail hinzuzufügen oder
fortzunehmen, sondern einfach dadurch, daß man sie den Ausdruck
eines absoluten Geistes nennt, göttlicher macht, als sie direkt
ist. Ich bin überzeugt, daß die pragmatische Auffassung der
Religion die tiefere ist« (Vorlesungen, 472).
56) »[...] an atavistic relapse into a mode of thought which humanity in
its more enlightened examples has outgrown.« (Conclusions, 762)..
57) »[...] the days are over when it could be said that for Science herself
the heavens declare the glory of God and the firmament showeth
his handiwork« (Conclusions, 762 f.).
58) »Pure anachronism! says the survival-theory; [...]« (op. cit. 767).
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