Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...
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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 133<br />
1. Der <strong>Lebens</strong>philosoph J. Ortega y Gasset<br />
seit Herbst 1943 erhalten, wenn nicht früher. J. Ortega y<br />
Gasset hat vor und parallel zu W. Dilthey eine bedeutende<br />
Rolle im Hinblick auf die Adaption <strong>des</strong> Historismus und<br />
der <strong>Lebens</strong>philosophie gespielt. Um diese These zu begründen<br />
und zu vertiefen, wende ich mich den beiden Schriften<br />
von J. Ortega y Gasset zu, die Bonhoeffer parallel zu W. Dilthey<br />
gelesen hat.<br />
F. W. Kantzenbach hat überzeugend den Zusammenhang<br />
zwischen J. Ortega y Gassets ›Das Wesen geschichtlicher<br />
Krisen‹ und den Tegeler Briefen herausgestellt. Bonhoeffer<br />
konnte bei Ortega y Gasset »lesen, daß es ein anderes<br />
sei, Veränderungen in der Welt anzuerkennen als zu urteilen:<br />
›Die Welt hat sich verändert!‹ Aber im Unterschied zur<br />
mittelalterlichen Auffassung, daß das natürliche Leben<br />
gleichsam wie eine Maske unsere echte Wirklichkeit verberge<br />
und die wahre Wirklichkeit ›unserer Beschäftigung mit<br />
dem Absoluten oder Gott‹ sei, widersprach Bonhoeffer, konsequent<br />
seiner je und je vertretenen Auffassung, der Paradoxie,<br />
die in der äußersten Umkehr der Perspektive die<br />
Lösung sieht. Das führt zur Kapitulation vor dem Leben,<br />
zur Abwendung von der natürlichen Welt«12. Kantzenbach<br />
sieht auch den Zusammenhang mit W. Dilthey, <strong>des</strong>sen<br />
Analyse Bonhoeffer teilte, »aber er lehnte W. Diltheys<br />
Flucht in die Innerlichkeit und private Gesinnungsreligion<br />
ab« (ibid). Schließlich kommt F. W. Kantzenbach zu dem<br />
überraschenden Urteil: »Wo Dilthey nicht positiv weiterführen<br />
konnte, deutete Ortega y Gasset schon zentraler die<br />
existentielle Verlegenheit an« (ibid). Ich halte dieses Urteil<br />
für weiterführend, weil J. Ortega y Gasset in der Generation<br />
12) F. W. KANTZENBACH, Programme der <strong>Theologie</strong>, 3. Aufl. 1984, 245.<br />
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