Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...
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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 104<br />
B. Von der Religionskritik zur Religionslosigkeit<br />
»Naumanns Denken schließt mit dem restlosen Auseinanderklaffen<br />
[von Christentum und Kultur], aber er zieht doch nicht die letzte<br />
Consequenz, er drängt wieder auf die Synthese«30.<br />
Autonomie wird noch nicht in den Zusammenhang mit<br />
Religion gebracht, obwohl das am Beispiel F. Naumanns<br />
nahegelegen hätte. Weiter im Kontext von Ethik und Kultur<br />
begegnet der Name W. Dilthey, und zwar im Rahmen<br />
einer Reflexion über den Zusammenbruch »der autonomen<br />
Kultur« (DBW 11, 186). W. Dilthey wird - offenbar wieder in<br />
Anlehung an die Einleitung - im Zusammenhang »<strong>des</strong> Geschichtsproblems«<br />
(192) behandelt:<br />
»In allen drei Kreisen (Erkenntnisproblem, Geschichtsproblem und<br />
das ethische Problem) ging es um die Frage <strong>des</strong> Gleichgewichts zur<br />
Kultur. [...] Im ersten Jahrzehnt [waren es] immer mehr, bei denen<br />
der Versuch der Anpassung auseinanderbrach. [Der] Anfang davon<br />
war [...] Dilthey« (DBW 11, 192).<br />
Autonomie als geschichtliches Problem mit Religion zu<br />
verbinden – und somit den Begriff Autonomie positiv zu<br />
belegen –, tritt in dieser Vorlesung noch nicht in den Blick.<br />
Bonhoeffer kannte den Band ›Weltanschauung und Analyse‹<br />
noch nicht. Ebenfalls im Kontext ethischer Erwägungen<br />
stoßen wir in der Vorlesung ›Jüngste <strong>Theologie</strong>‹ auf den<br />
Ausdruck »Autonomie <strong>des</strong> Menschen« (GS V 322). Bonhoeffer<br />
stellt F. Gogarten als Individualethiker dar:<br />
»Ursache für den Zerfall der Welt und das Auseinanderbrechen ihrer<br />
Ordnungen ist die seit der Renaissance immer dominierender werdende<br />
Idee von der Autonomie <strong>des</strong> Menschen. Sie ist gekoppelt mit<br />
einem individualisierenden menschlichen Selbstverständnis. Der<br />
autonome Mensch beherrscht die Welt« (ibid).<br />
30) DBW 11, 189; Zitatstück in [...] ergänzt aus GS V, 212.<br />
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