Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...
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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 103<br />
1. Rezeption <strong>des</strong> Historismus<br />
Die Rede vom ›religiösen Individualismus‹ zieht sich<br />
durch verschiedene Schriften <strong>Bonhoeffers</strong> und birgt ein<br />
wesentliches Merkmal seiner Religionskritik. ›Religiöser<br />
Individualimus‹ hat bei Bonhoeffer eine Vorgeschichte und<br />
ist wie Religion ein Kampfbegriff, der sich gegen F. Schleiermacher<br />
(Sanctorum Communio), K. Barth (Akt und Sein),<br />
W. James (Studienbericht), H. von Cherbury (Vorlesung)<br />
und schließlich auch gegen W. Dilthey richtet, der wie F.<br />
Schleiermacher die›Privatreligion‹ vertritt. Mit dem Begriff<br />
Individualismus läßt sich eine ungebrochene Kontinuität<br />
in <strong>Bonhoeffers</strong> religionskritischem Denken aufzeigen. In<br />
›Widerstand und Ergebung‹ wird dieser Begriff auch nicht<br />
durch den der Diltheyschen ›Innerlichkeit‹ ersetzt, sondern<br />
tritt unverbunden neben ihn. So wird im Brief vom 30. 4.<br />
1944 Religion als ›Metaphysik und Innerlichkeit‹ beschrieben,<br />
und im folgenden Brief vom 5. 5. heißt es dann:<br />
»religiös interpretieren heißt m. E. einerseits metaphysisch,<br />
andererseits individualistisch reden« (WEN 312, Hervorh.<br />
R. W.).<br />
Der Begriff Autonomie (oder autonom) begegnet verschiedentlich<br />
vor 1944, zuerst in der Habilitationsschrift<br />
›Akt und Sein‹ (DBW 2, 133); hier treten »autonomes Selbstverständnis«<br />
und »autonomes Denken« in den Gegensatz zu<br />
Christologie und Ekklesiologie. Reflexionen über Autonomie<br />
im Zusammenhang mit Ethik und Kultur finden sich<br />
in der Vorlesung über die ST20Jh (DBW 11, 186.190.193 f.);<br />
hier zeigt Bonhoeffer einerseits am Beispiel F. Nietzsches,<br />
inwiefern das Christentum »die verhängnisvollste Hemmung<br />
der autonomen Kultur« bedeutete (DBW 11, 186).<br />
Andererseits habe F. Naumann »den alten Versuch der Synthese«<br />
aufgegeben (DBW 11, 188). Bonhoeffer beschreibt die<br />
Konsequenz Naumanns mit den Worten:<br />
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