Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...

Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 129
C. Von der Rezeption der
Lebensphilosophie zur
›nichtreligiösen Interpretation‹
Von der Rezeptionsgeschichte der nichtreligiösen Interpretation
soll abschließend auf ihre systematische Aussagekraft
geschlossen werden. Dabei bleibe ich weiter auf den
Spuren Diltheys und der Lebensphilosophie, prüfe aber
jetzt den inneren Zusammenhang zwischen »Leben« und
»Geschichte« bei Dilthey und dessen Einfluß auf Bonhoeffer.
Alle historische Analyse bei Dilthey ist erkenntnistheoretisch
verankert in dessen Lebensbegriff, eine Einsicht, die
bislang in der Bonhoeffer-Forschung zu wenig Beachtung
fand.
Bonhoeffer geht aber den Erkenntnisweg Diltheys mit
und finalisiert seine Gedanken über die Religionslosigkeit
in der konstruktiv-kritischen Aufnahme des philosophischen
Lebensbegriffs. Hat er unter dem Einfluß der Dialektischen
Theologie noch Religion und Glauben einander
entgegengestellt, so nun – unter dem Einfluß der Lebensphilosophie
des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhun-
derts – Religion und Leben. Dezidiert heißt es bei ihm:
»Jesus ruft nicht zu einer neuen Religion auf, sondern zum
Leben« (WEN 396).
Die Interdependenz von ›Leben‹ und ›Geschichte‹ lernt
Bonhoeffer 1943 bei dem spanischen Kultur- und Lebensphilosophen
José Ortega y Gasset kennen.
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