Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...
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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 124<br />
B. Von der Religionskritik zur Religionslosigkeit<br />
gie und die Rede von der ›Religionslosigkeit‹. Ich halte die<br />
Begegnung mit dem Pragmatismus für die wichtigste nach<br />
dem Neukantianismus und vor dem Historismus.62 Die<br />
Frontstellung gegen die Metaphysik ist W. James und W.<br />
Dilthey gemeinsam, obwohl Bonhoeffer den erkenntnistheoretischen<br />
Ansatz <strong>des</strong> Pragmatismus nicht teilt. Er<br />
bleibt Kantianer im Sinne K. Barths. Das ändert sich erst<br />
unter dem systematischen Einfluß W. Diltheys; durch ihn<br />
entdeckt er eine neue Seite I. Kants. Die (Wieder)-Entdekkung<br />
W. Diltheys bedeutet eine Modifizierung <strong>des</strong> philosophischen<br />
Ansatzes (1944): Wo bei I. Kant die Vernunft steht,<br />
hat bei W. Dilthey das Leben seine erkenntnistheoretische<br />
Bedeutung. Damit geht dann auch eine Kritik an K. Barth<br />
einher. I. Kant und W. Dilthey verbindet für Bonhoeffer<br />
eine gemeinsame Position gegen die Identitätsphilosophie<br />
<strong>des</strong> Deutschen Idealismus.63<br />
Bonhoeffer lehnt W. Diltheys Religionsbegriff ab, obwohl<br />
er ihm terminologisch und erkenntnistheoretisch<br />
folgt. Er wendet den Historismus gegen Diltheys eigenen<br />
Religionsbegriff an und weist ihn als neuzeitlich aus. Er<br />
sieht eine klare Linie in der positiven Religionsauffassung<br />
von G. Lessing über F. Schleiermacher und W. Dilthey bis zu<br />
Aristoteles über Augustin in die Spätscholastik und stellt fest, daß<br />
deren mechanistisches Weltbild neuzeitlich überholt ist (vgl. Conclusions<br />
766 f., Anm. 67).<br />
62) Vgl. R. K. WÜSTENBERG, <strong>Eine</strong> <strong>Theologie</strong> <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong>. <strong>Dietrich</strong> <strong>Bonhoeffers</strong><br />
theologische Rezeption der <strong>Lebens</strong>philosophie Wilhelm<br />
Diltheys, in: Dilthey-Jahrbuch 12/1999–2000, 260–270.<br />
63) Bonhoeffer beruft sich auch gerne auf Philosophen, die dem Idealismus<br />
kritisch gegenüberstehen, wie L. Feuerbach (1931/32 in der<br />
Vorlesung ST20Jh), S. Kierkegaard (1937 in der ›Nachfolge‹) und F.<br />
Nietzsche (1940 f. in der Ethik).<br />
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