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Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...

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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 135<br />

1. Der <strong>Lebens</strong>philosoph J. Ortega y Gasset<br />

nur Ereignis ist« (389 f.). J. Ortega y Gasset stellt über das Leben weiter<br />

fest: »Das Leben ist ein Gerundium und nicht ein Partizip, ein<br />

faciendum, nicht ein factum« (390) An dieser Stelle nimmt er noch<br />

einmal seine Eingangsthese auf: »Das Leben ist eine Aufgabe« (390).<br />

Auf den folgenden Seiten vollzieht sich, was O. F. Bollnow treffend<br />

beschreibt: »In neuerer Zeit hat vor allem Ortega y Gasset,<br />

namentlich in seiner ›Geschichte als System‹, die Gedanken Diltheys<br />

aufgenommen und in einer überzeugend klaren Weise formuliert«<br />

13 . So nimmt er den Diltheyschen Gedanken eines <strong>Lebens</strong>, das<br />

sich ständig ›im Fluß‹ zwischen Vergangenheit und Zukunft befindet,<br />

auf, wenn er von der »<strong>Lebens</strong>erfahrung« spricht: »So kommt es,<br />

daß das Sein <strong>des</strong> Menschen nicht umkehrbar ist, weil es ontologisch<br />

gezwungen ist, immer fortzuschreiten« (396). Es könnte noch<br />

manch andere Parallele gefunden werden. Ich belasse es aber bei diesem<br />

Aspekt. Der Duktus der ganzen Studie, die ablehnende Haltung<br />

gegenüber dem Rationalismus, entspricht einem typischen Grundzug<br />

der historischen <strong>Lebens</strong>philosophie W. Diltheys. 14<br />

»Gegenüber der reinen physikalisch-mathematischen Vernunft<br />

gibt es also eine erzählende Vernunft. Um etwas – persönlich oder<br />

kollektiv – Menschliches zu verstehen, muß man eine Geschichte<br />

erzählen. [...] Nur durch die historische Vernunft wird das Leben<br />

einigermaßen durchsichtig« (399). In diesen einfachen Worten werden<br />

hermeneutische Grundgedanken W. Diltheys beschrieben. Dilthey<br />

wird in diesem Zusammenhang auch explizit erwähnt. J. Ortega<br />

y Gasset schreibt über ihn, daß er der Mensch sei, »dem wir am<br />

meisten über die Idee <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong> verdanken und der meiner Auffassung<br />

nach der bedeutendste Denker der zweiten Hälfte <strong>des</strong> 19.<br />

Jahrhunderts ist« (400).<br />

In Anlehnung an W. Dilthey möchte J. Ortega y Gasset auch<br />

nicht dem subjektiven Zug einer begriffslosen <strong>Lebens</strong>philosophie<br />

erliegen und gewinnt in der Geschichte den objektiven Maßstab zur<br />

Betrachtung <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong>. In Anspielung auf die These, die der Über-<br />

13) O. F. BOLLNOW, <strong>Lebens</strong>philosophie, 44.<br />

14) Vgl. etwa O. F. BOLLNOW, Dilthey, 26.<br />

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