Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...
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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 26<br />
A. Von der Religionswürdigung zur Religionskritik<br />
geht der Promovend nicht über seinen Doktorvater hinaus.10<br />
Weiter zeigt Bonhoeffer auf, wie M. Scheler und H.<br />
Scholz den Begriff Kirche aus der Religion beziehungsweise<br />
aus der religiösen Gemeinschaft ableiten. Scheler setzte Religion<br />
mit Metaphysik gleich. »Der Fehler der Schelerschen<br />
Argumentation liegt darin, daß er in der Idee <strong>des</strong> Heiligen<br />
von einem metaphysischen Wertbegriff ausgeht, der uns in<br />
seiner Absolutheit immer unzugänglich bleibt, statt von<br />
der geschichtlich positiven Offenbarung [...] in Christus [...]<br />
aus zu argumentieren« (82). Versteht Scheler Religion als<br />
Metaphysik, so setzt Scholz nach Auffassung <strong>Bonhoeffers</strong><br />
Religion und Offenbarung gleich:<br />
»Religion gehört erstens zu den Ponderabilien <strong>des</strong> menschlichen<br />
Geistes, sie ist zweitens nicht apriori, sondern Offenbarung, was<br />
sich ausschließende Begriffe sind. Daraus folgt die Notwendigkeit<br />
der Erziehung in der Religion« (83).<br />
Scholz setze nämlich mit dem allgemeinen Religionsbegriff<br />
ein. »Der allgemeine Religionsbegriff hat keine sozialen<br />
10) Bei R. SEEBERG, Dogmatik Bd. I, 152, lesen wir: »[...] – der Glaube<br />
nimmt die von oben nach unten kommende Gottesherrschaft in<br />
sich auf, die Liebe gibt sich von unten nach oben steigend dem<br />
Schaffen am Gottesreich hin – [...]«. R. Seeberg kennt zwei Ebenen<br />
der Religionsgemeinschaft, »eine doppelte Bewegung«. »Als eine<br />
Menschheitsangelegenheit erweist sich die Religion dadurch, daß<br />
sie Gemeinschaft bildet« (152). Darüber steht die »zweite, höhere<br />
[...]« (ibid). Auch R. Seeberg läßt seine Betrachtung also ›von oben‹<br />
einsetzen, auch wenn er Religion und Christentum miteinander<br />
identifizieren kann. Das Zitierte steht im ersten Kapitel der<br />
Dogmatik unter der Überschrift: »Das Wesen der Religion und<br />
der Erweis <strong>des</strong> Christentums als der absoluten Religion« (15–222).<br />
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