Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...
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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 93<br />
1. Rezeption <strong>des</strong> Historismus<br />
Bonhoeffer übernimmt die historische Dimension der<br />
Metaphysikkritik und wendet sie religionskritisch. Ist für<br />
W. Dilthey die Metaphysik geschichtlich überholt, so ist für<br />
Bonhoeffer die ›Zeit der Religion‹ vorüber; er wendet also<br />
den Historismus auf die Religionsthematik an. Dabei übernimmt<br />
er Diltheysche Begrifflichkeit und vor allem seine<br />
Argumentation.<br />
b) Zum Begriff ›religionslos‹<br />
In der Literatur ist die Herkunft <strong>des</strong> Terminus ‹religionslos‹<br />
bislang im Dunkeln geblieben. Obwohl Begriffe wie ›Mündigkeit‹,<br />
›Weltlichkeit‹, ›Metaphysik‹ oder ›Innerlichkeit‹<br />
eindeutig als von W. Dilthey stammend ausgewiesen wurden,<br />
fehlt eine Ableitung zum Begriff ,religionslos‹. Das<br />
erstaunt, denn der Gedanke einer ›religionslosen Zeit‹ begegnet<br />
zunächst implizit, dann auch explizit schon bei W.<br />
Dilthey. Im Band ›Das Erlebnis und die Dichtung‹ heißt es:<br />
»Diese christliche Religion war also notwendig, historisch notwendig,<br />
um eine Zeit herbeizuführen, in welcher sie überflüssig wäre«<br />
(86).<br />
Unter ›christlicher Religion‹ versteht W. Dilthey den »Kreis<br />
von Dogmen«, der sich im »Gegensatz zur Religion Christi«<br />
gebildet habe (ibid). Diese »dogmatischen Blöcke« seien in<br />
der »Zeit der Vernunftentwicklung« (das heißt der Aufklärung)<br />
von Bedeutung gewesen, »um nicht einem öden<br />
Materialismus zu verfallen« (ibid). W. Dilthey möchte mit<br />
G. Lessing an der »Religion im Herzen« festhalten und fordert:<br />
»Wir retten das persönliche Christentum, doch lassen wir die <strong>Theologie</strong>,<br />
ja die Kirche, welche eines objektiven Überzeugungsgrun<strong>des</strong><br />
zu bedürfen scheinen, im Stich« (74).<br />
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