Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...
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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 36<br />
A. Von der Religionswürdigung zur Religionskritik<br />
ologischen Anlehnungen an K. Barth tragen in dieser Predigt<br />
auch einen religionskritischen Akzent:<br />
»Nicht Religion, sondern Offenbarung, Gnade, Liebe, nicht Weg zu<br />
Gott, sondern Weg Gottes zum Menschen, das ist die Summe <strong>des</strong><br />
Christentums« (458).<br />
Die Wendung ›Nicht Religion, sondern Offenbarung‹, die<br />
›Sanctorum Communio‹ entlehnt ist, wird am Ende der Predigt,<br />
gleichsam als Resümee, noch einmal wiederholt:<br />
»Nicht Religion, sondern Offenbarung und Gnade: das war das<br />
erlösende Wort und ihm hat sich die Welt erschlossen« (460).<br />
Doch in ähnlicher Weise, wie <strong>Bonhoeffers</strong> Dissertation nicht<br />
allein durch diese religionskritische Entgegensetzung von<br />
Offenbarung und Religion bestimmt ist, lesen wir auch in<br />
dieser Predigt differenziertere Aussagen über Religion. »Religion<br />
wie Sittlichkeit sind die schwerste Gefahr für die Erkenntnis<br />
der göttlichen Gnade; denn sie tragen den Keim in<br />
sich, selbst zu Gott den Weg finden zu wollen« (459). Hier ist<br />
von ›Schwere‹ und nicht von ›Unmöglichkeit‹ die Rede, von<br />
einem ›Keim‹ und nicht von einer ›fundamentalen Verfehlung‹.<br />
Deutliche Anlehnungen an K. Barth finden sich in<br />
der Predigt über 2. Kor. 12,9. Parallel zum ›Römerbrief‹ formuliert<br />
Bonhoeffer: »Religion ist das Unglück«.32 Bei K.<br />
Barth hieß es: Religion »ist ein Unglück«33.<br />
Bei Bonhoeffer begegnet weiter der Satz: »Allem was in<br />
der Welt geschieht, tritt gegenüber das Wort von der Gna-<br />
DBW 10 beobachten einen »starke(n) Anklang« (457, Anm. 7) an die<br />
frühe Aufsatzsammlung Barths ›Das Wort Gottes und die <strong>Theologie</strong>‹<br />
und verweisen dort auf die Seiten 8 ff. und 24–31.<br />
32) DBW 10, 509.<br />
33) K. BARTH, Der Römerbrief (1922), 241.<br />
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