Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...
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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 108<br />
B. Von der Religionskritik zur Religionslosigkeit<br />
›Gott‹ in dieser Schreibweise begegnet erstmals vor<br />
›Widerstand und Ergebung‹ in einem Amerikavortrag von<br />
1930/31 (DBW 10, 448):<br />
»Cosmology may come to the assumption of a last ground of the<br />
world and may call that ›God‹ [...]« 37 .<br />
Hier entsteht die in Tegel durchgängig gebrauchte Schreibweise<br />
für einen religiösen ›Gott‹, der zur Antwort auf die<br />
»letzten Fragen der Menschen« wird (WEN 357). Im Brief<br />
vom 8. 6. 1944 wird die Schreibweise ›Gott‹ besonders häufig<br />
gebraucht (vgl. WEN 356 f.) und – wie 1930/31 – auch im<br />
Zusammenhang mit der Naturwissenschaft: »Arbeitshypothese:<br />
Gott« (hier von C. F. v. Weizsäcker aufgebracht und in<br />
den historischen Argumentationsrahmen eingefügt).<br />
Der Privilegcharakter von Religion wird in der Vorlesung<br />
über Das Wesen der Kirche aus dem Sommersemester<br />
1932 angesprochen. Bonhoeffer kritisiert eine Kirche, die<br />
»sich an bevorzugten Orten ansiedelt« (GS V 233). Statt <strong>des</strong>sen<br />
wird gefordert:<br />
Kirche und den Pfarrer braucht« (WEN 357). In einer Predigt von<br />
1933 beurteilt er die Aufgabe der Kirche umgekehrt, und zwar mit<br />
nahezu denselben Worten. Auf die vermeintlich ›letzte Frage‹: »Wo<br />
werden wir nach unserem eigenen Tode sein«, predigt Bonhoeffer:<br />
»Und die Kirche erhebt den Anspruch, auf diese unmögliche Frage<br />
<strong>des</strong> Menschen Antwort zu geben. Ja, weil diese Kirche auf diese<br />
letzte Frage Antwort weiß, besteht sie« (GS IV 160). Beim Thema<br />
›letzte Fragen‹ hat Bonhoeffer 1944 offenbar ganz andere Konsequenzen<br />
für die Kirche gezogen als in der Predigt von 1933. Hier<br />
haben wir ein Beispiel für eine echte Veränderung im Gedankengang.<br />
37) Dt.: »Die Kosmologie kann eventuell zur Annahme eines letzten<br />
Grun<strong>des</strong> der Welt gelangen und diesen ›Gott‹ nennen [...]« (DBW 10,<br />
694).<br />
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