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Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...

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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 106<br />

B. Von der Religionskritik zur Religionslosigkeit<br />

Redlichkeit. Bonhoeffer schreibt in dem genannten Vortrag<br />

von 193532 über ein vor der Welt zu rechtfertigen<strong>des</strong><br />

Christentum:<br />

»[...] und es ist nur noch eine Frage der Redlichkeit, daß man an diesem<br />

Gebilde sein Interesse gänzlich verliert und sich von ihm abkehrt.<br />

Diese Vergegenwärtigung führt direkt ins Heidentum. Woraus<br />

denn auch folgt, daß zwischen Deutschen Christen und den<br />

sogenannten Neuheiden nur noch der Unterschied der Redlichkeit<br />

besteht« (GS III, 304 f.).<br />

Dieser allgemeine Gebrauch von Redlichkeit verdichtet sich<br />

im frühen Ethik-Fragment ›Erbe und Verfall‹ von 1940 zum<br />

Begriff »intellektuelle Redlichkeit« (DBW 6, 106). Unter dem<br />

Eindruck von G. Lessing formuliert Bonhoeffer:<br />

»Intellektuelle Redlichkeit in allen Dingen, auch in den Fragen <strong>des</strong><br />

Glaubens, war das hohe Gut der befreiten ratio und gehört seitdem<br />

zu den unaufgebbaren sittlichen Forderungen <strong>des</strong> abendländischen<br />

Menschen.« – »Hinter Lessing und Lichtenberg können wir nicht<br />

mehr zurück.« (ibid)<br />

›Redlichkeit‹ wird also hier schon als historische Größe verstanden,<br />

die ihren Anfangspunkt mit G. Lessing33 nimmt.<br />

Der Zusammenhang von intellektueller Redlichkeit und<br />

Religion ist ebenfalls angedeutet, wenn wir der Alternativlesart<br />

zu dem oben zitierten Satz folgen:<br />

»Intellektuelle Redlichkeit in allen Dingen, auch in den religiösen, 34<br />

war das hohe Gut der befreiten ratio« (Ethik [DBW 6] 106 Anm. 52).<br />

32) Vergegenwärtigung neutestamentlicher Texte, in: GS III 303–324.<br />

33) Vgl. auch die Bedeutung G. Lessings für W. Dilthey, etwa in seinem<br />

Aufsatzband: Das Erlebnis und die Dichtung, 18–123.<br />

34) Bonhoeffer hat die »Fragen <strong>des</strong> Glaubens« durch »religiöse (Dinge)«<br />

ersetzt. Es wäre zu fragen, ob wir hierin einen Hinweis auf eine<br />

106

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