Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...
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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 115<br />
2. Kontinuität oder Diskontinuität?<br />
tik war gerade keine Unterscheidung zwischen einem dualistischen<br />
und einem dialektischen Religionsbegriff erkennbar. Von den frühen<br />
Aufsätzen bis zur KD ist K. Barths Religionsbegriff dualistisch<br />
bestimmt im Sinne eines offenbarungstheologischen Gefälles Glaube-Religion.<br />
Ein dialektisches Zusammentreten von Glaube und<br />
Religion kann erst recht nicht mit KD I/2 angenommen werden, wo<br />
gerade jeder systematische Ausgleich von vornherein ausgeschlossen<br />
wird. Religion ist ein Problem in der <strong>Theologie</strong>. Gerade das offenbarungstheologische<br />
Gefälle ist von zentraler Bedeutung für die<br />
Ausbildung eines Religionsbegriffs und macht die Rede von der<br />
›wahren Religion‹ für Barth erst möglich (und provoziert, wie wir<br />
sahen, den Einwand <strong>des</strong> Offenbarungspositivismus). K. Barths Religionskritik<br />
ist vom ›Römerbrief‹ bis zur KD im Sinne eines Dualismus<br />
Gnade-Religion angelegt. Fragen wir nun, wie K. Barth seine<br />
Religionskritik formuliert, so beobachten wir überraschend, daß<br />
auch sie einen geschichtlichen Akzent tragen kann. Für K. Barth<br />
ist deutlich, daß »seit 200 Jahren« das »Wort religio« seine Bedeutung<br />
bekommen hat. Er bekennt: »Ich kann das Wort ›Religion‹ nicht<br />
mehr [...] aussprechen ohne die widerwärtige Erinnerung, daß es<br />
nun einmal tatsächlich in der neueren Geistesgeschichte die Flagge<br />
ist, die den Zufluchtsort anzeigt, wohin sich die protestantische<br />
[...] <strong>Theologie</strong> mehr oder weniger fluchtartig zurückzuziehen begann«<br />
42 .<br />
Es ist aufschlußreich, daß auch der Wort-Gottes-Theologe<br />
den Religionsbegriff in geistesgeschichtlichem Kontext reflektieren<br />
kann. Er hat – wie Bonhoeffer – den neuzeitlichen<br />
Religionsbegriff im Blick, wie er grundlegend von Schleiermacher<br />
ausgebildet wurde. Vom 20. Jh. aus kritisiert K.<br />
Barth das Religionsverständnis <strong>des</strong> 19. Jh. Dabei ist die Meinung<br />
Barths wie die <strong>Bonhoeffers</strong>, daß der Religionsbegriff<br />
42) K. BARTH, Unterricht in der christlichen Religion, Erster Band.<br />
Prolegomena 1924, Karl Barth Gesamtausgabe 17, II. Akademische<br />
Werke, Zürich 1985, Zitate 224.<br />
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