Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...
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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 29<br />
1. Von der Liberalen zur Dialektischen <strong>Theologie</strong><br />
lektik« (219) ist für K. Barth eine Dialektik von Religion und Sünde,<br />
die allein von der Gnade her bestimmt wird. Von der Gnade aus wird<br />
die »Sünde zur anschaulichen Gegebenheit« (228). Die Dialektik von<br />
Sünde und Gesetz (bei Paulus), von Sünde und Religion (bei Barth)<br />
wird ausschließlich von der Gnade her bestimmt und ist keine Dialektik<br />
von Religion und Gnade. Im ›Römerbrief‹ von 1922 nimmt K.<br />
Barth Grundeinsichten von 1920 wieder auf und bereitet das Verständnis<br />
von Offenbarung als ›Aufhebung von Religion‹ in KD I/2<br />
von 1938 vor, wenn er schreibt: »Jesus Christus aber ist der neue<br />
Mensch jenseits <strong>des</strong> menschenmöglichen Menschen, jenseits vor<br />
allem <strong>des</strong> frommen Menschen. Er ist die Aufhebung dieses Menschen<br />
in seiner Totalität« (252).<br />
Wenn Bonhoeffer Offenbarung und Religion in ›Sanctorum<br />
Communio‹ entgegensetzt, lehnt er sich offenbar dem<br />
Sprachgebrauch <strong>des</strong> ›Römerbriefs‹ an. In ›Sanctorum Communio‹<br />
heißt es aber auch, daß ein »notwendiger Zusammenhang<br />
zwischen Offenbarung und Religion« bestehe:<br />
»Als Bahnbrecher, Vorbild ist Jesus auch Gründer einer Religionsgemeinschaft«<br />
(Sanctorum Communio, 97). »Jede gemeinsame<br />
Religion ist gestiftet« – So formuliert A. Ritschl.15<br />
Albrecht Ritschl kennt »Merkmale, in welchen das Christenthum<br />
sich als Religion kund giebt« (188). Zu diesen Merkmalen gehören<br />
neben anderen der Ganzheits- und Gemeinschaftscharakter der<br />
christlichen Religion. »Die Behauptung, daß die religiöse Weltanschauung<br />
auf die Vorstellung von einem Ganzen angelegt ist,<br />
bewährt sich allerdings am Christenthum« (190). »Der gemeinschaftliche<br />
Cultus hat ein näheres Verhältniß zur Offenbarung, welche<br />
den Organisationspunkt jeder zusammenhängenden religiösen<br />
Weltanschauung bildet« (192). Für die christliche Religion heißt das:<br />
»Im Christenthum ist die Offenbarung in dem Sohne Gottes der<br />
feste Punkt für alle Erkenntniß und alles religiöse Handeln« (192).<br />
15) A. RITSCHL, Rechtfertigung und Versöhnung III, 1888, 508.<br />
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