Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...
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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 89<br />
1. Rezeption <strong>des</strong> Historismus<br />
klammerung geistesgeschichtlicher und christologischer<br />
Elemente im Begriff ›Mündigkeit‹« (22). Chr. Gremmels erläutert<br />
in einem Doppelsatz:<br />
»Der Begriff der mündigen Welt interpretiert das Ende einer bestimmten<br />
weltgeschichtlichen Entwicklung, er ist historisch bzw.<br />
geistesgeschichtlich zu verstehen. [...] Der Begriff der mündigen<br />
Welt interpretiert den Anfang der heilsgeschichtlichen Entwikklung,<br />
er ist christologisch zu verstehen« (22).<br />
Neben dem Begriff der ›Mündigkeit‹ sieht Chr. Gremmels<br />
einen Zusammenhang zwischen der naturwissenschaftlichen<br />
Gefängnislektüre <strong>Bonhoeffers</strong> und dem Terminus<br />
›Arbeitshypothese Gott‹7. Dieser Begriff wird zu einem<br />
bedeutenden Arbeitsbegriff <strong>Bonhoeffers</strong> und dann erweitert<br />
zur ›religiösen‹, ›politischen‹, ›moralischen‹ und ›philosophischen<br />
Arbeitshypothese Gott‹ (vgl. WEN 393). Am<br />
Ende der Geschichtsreflexion <strong>des</strong> Briefes vom 16. 7. 1944<br />
fragt Bonhoeffer dann: »Wo behält nun Gott noch Raum«<br />
(WEN 393). Diese Frage könnte m. E. ebenfalls von C. F. v.<br />
Weizsäckers Buch motiviert sein, in dem es an oben zitierter<br />
7) Bei C. F. v. WEIZSÄCKER, Weltbild der Physik, konnte Bonhoeffer<br />
den Satz lesen: »Mögen auch die Hypothesen von Laplace im einzelnen<br />
falsch gewesen sein, so muß sich doch gewiß jeder Naturforscher<br />
das Ziel setzen, in seinem Arbeitsbereich die Hypothese Gott<br />
überflüssig zu machen« (zit. nach Chr. Gremmels 26; Hervorh.<br />
R. W.). Es ist durchaus denkbar, daß Bonhoeffer die Worte ›Arbeits(bereich)<br />
(der) Hypothese Gott‹ zu »Arbeitshypothese Gott«<br />
zusammengezogen hat (26, Anm. 3). Das Wort »Arbeitshypothese«<br />
wird zwar beiläufig schon in einem Ethik-Fragment von 1941 einmal<br />
erwähnt (Ethik [DBW 6] 106); hier aber wird die »ratio [...] zur<br />
Arbeitshypothese«. Die Begriffsbildung ›Arbeitshypothese Gott‹ –<br />
wie sie dann durchgängig in WEN wichtig wird – ist nicht vorbereitet.<br />
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