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Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...

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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 134<br />

<strong>Lebens</strong>philosophie und ›nichtreligiöse Interpretation‹<br />

der Dilthey-Schüler offenbar den für das 19. Jh. bestimmenden<br />

Religionsbegriff überwunden hat. Während W. Dilthey<br />

Religion als anthropologische Gegebenheit ansieht – einen<br />

»religionslosen Zustand« kann es, wie dargelegt, seines<br />

Erachtens nicht geben –, ist für J. Ortega y Gasset Religion<br />

Sache eines Verhaltensausdrucks, der in verschiedenen geschichtlichen<br />

Epochen unterschiedlich ausfällt und sogar<br />

ganz ausbleiben kann. Religionslosigkeit ist für W. Dilthey<br />

historisch nicht denkbar, für J. Ortega y Gasset hingegen<br />

sehr wohl.<br />

Der (genetische) Zusammenhang zwischen J. Ortega y Gasset und<br />

W. Dilthey, der der Argumentation Kantzenbachs zugrunde liegt,<br />

kann exemplarisch anhand der dritten Schrift Ortega y Gassets, die<br />

Bonhoeffer in die Gefängniszelle bestellt hat, nachgewiesen werden,<br />

nämlich ›Geschichte als System‹. Ortega y Gasset setzt mit der These<br />

ein: »Das Leben ist Aufgabe« (366). Es ist nicht etwas »Fertiges«, sondern<br />

etwas, das gestaltet werden muß. Dazu muß der Mensch<br />

»entscheiden, was er tun soll. Diese Entscheidung ist aber nur möglich,<br />

wenn der Mensch im Besitz gewisser Überzeugungen ist in<br />

bezug auf die Dinge, die ihn umgeben, auf die anderen Menschen<br />

und auf sich selbst. Nur im Hinblick auf diese Überzeugungen kann<br />

er eine Handlung einer anderen vorziehen, kann er leben« (366).<br />

Unter Rationalismus wird »der Glaube an die Vernunft« (372)<br />

verstanden. Doch mit dieser »Glaubensgewissheit« kommt nach J.<br />

Ortega y Gasset die Betrachtung <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong> zu kurz. »Descartes<br />

selbst schrieb schon einen Traktat über den Menschen. Heute aber<br />

wissen wir, daß alle im Prinzip unerschöpflichen Wunder der<br />

Naturwissenschaft immer vor der seltsamen Wirklichkeit haltmachen<br />

müssen, die das menschliche Leben ist« (380). Die »physikalische<br />

Vernunft« habe sich daran gewöhnt, »das menschliche Leben<br />

außer acht zu lassen« (380 f.). Die »physikalisch-mathematische Vernunft«<br />

(389) betrachte den Menschen als ein Ding. »Der Mensch ist<br />

kein Ding, sondern ein Drama, sein Leben, ein reines, allumfassen<strong>des</strong><br />

Ereignis, das einem jeden zustößt und bei dem jeder seinerseits<br />

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