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Eine Theologie des Lebens. Dietrich Bonhoeffers - Universität ...

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Wüstenberg 04.07. 11.08.2006 13:18 Uhr Seite 54<br />

A. Von der Religionswürdigung zur Religionskritik<br />

»Der Pragmatismus denkt je<strong>des</strong> Problem vom lebendigen Menschen<br />

aus. [...] Das Leben [ist] Kriterium für die Wahrheit, nur was sich auswirkt,<br />

ist wahr. Religion [ist] zunächst psychologisches Phänomen«<br />

(157).62<br />

Die Kritik an James, die Bonhoeffer im Referat erkenntnistheoretisch<br />

geäußert hat, artikuliert er hier religionskritisch:<br />

»Religion [ist] in die Notwendigkeit <strong>des</strong> <strong>Lebens</strong> eingeordnet;<br />

ob transzendental oder pragmatisch, es bleibt<br />

Anthropologie (Feuerbach!)« (158).<br />

Wie sind nun Troeltsch und James aufeinander bezogen?<br />

Von William James habe Ernst Troeltsch gelernt, das<br />

Gefühl für die Präsenz <strong>des</strong> Übersinnlichen als Charakteristikum<br />

aller Religion anzusehen: »[...] das Charakteristikum<br />

aller Religion [ist] ihr psychologisches Moment, mit<br />

dem man anfangen muß, um zum Transzendentalen vorzustoßen.<br />

Psychologie [ist das] Eingangstor zur Erkenntnistheorie«<br />

(160). In Erkenntnistheorie und Religionsverständnis<br />

gehen also E. Troeltsch und W. James zusammen.<br />

Ihre erkenntnistheoretische Möglichkeit ist die Psycholo-<br />

62) Die Begriffe ›Leben‹ und ›Psychologie‹, die unter Bezugnahme auf<br />

W. Dilthey in den Tegeler Briefen so bedeutsam werden, treten hier<br />

noch in ein negatives Licht; vielleicht liegt das in dem Gefälle der<br />

Vorlesung begründet: Durch K. Barth findet die Feuerbach-Frage<br />

nach der Auflösung der <strong>Theologie</strong> in Anthropologie erst ihre Antwort.<br />

Gleichwohl wird Bonhoeffer der Philosophie James’ etwas<br />

abgewonnen haben, sonst hätte er sicher nicht fast das ganze Werk<br />

<strong>des</strong> amerikanischen Pragmatikers studiert (vgl. DBW 10,269). An<br />

dieser Stelle lässt sich zunächst nur vermuten, daß die James-Studien<br />

den philosophischen Einfluß <strong>des</strong> (durch Barth vermittelten)<br />

Neukantianismus relativiert haben und Bonhoeffer öffneten gegenüber<br />

der ›<strong>Lebens</strong>philosophie‹, die dann in der Tegeler <strong>Theologie</strong><br />

wichtig wird.<br />

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