Richtlinien in Markensachen 1.7.2008
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143<br />
Teil 5 – Widerspruchsverfahren<br />
entsprechende Schwächung der Stellung der anderen Partei nach sich ziehen würden 42 .<br />
Vermag der Widersprechende folglich die notorische Bekanntheit se<strong>in</strong>es Kennzeichens nicht<br />
rechtsgenüglich nachzuweisen, hat <strong>in</strong> analoger Anwendung von Art. 8 ZGB diejenige Partei<br />
die Folgen der Beweislosigkeit zu tragen, die aus der behaupteten Tatsache Rechte für sich<br />
ableitet, mith<strong>in</strong> die widersprechende Partei.<br />
Das Gesetz äussert sich nicht konkret dazu, ob im Widerspruchsverfahren die notorische<br />
Bekanntheit zu beweisen oder lediglich glaubhaft zu machen ist. In Bezug auf die E<strong>in</strong>rede<br />
des fehlenden Gebrauchs der Widerspruchsmarke hält Art. 32 MSchG jedoch explizit fest,<br />
dass die Glaubhaftmachung des Gebrauchs durch den Widersprechenden genügt. Daraus<br />
wäre grundsätzlich zu schliessen, dass über die übrigen Tatsachen im<br />
Widerspruchsverfahren, <strong>in</strong>sbesondere das Vorliegen e<strong>in</strong>er notorisch bekannten Marke, der<br />
strikte Beweis zu führen wäre. Dies würde meist die Durchführung e<strong>in</strong>es ausgedehnten<br />
Beweisverfahrens bed<strong>in</strong>gen, was nicht dem S<strong>in</strong>n und Zweck des Widerspruchsverfahrens<br />
als möglichst e<strong>in</strong>faches und rasches Verfahren entsprechen würde. Zudem kommt dem<br />
Entscheid im Widerspruchsverfahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em allfälligen Zivilprozess ke<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>dungswirkung<br />
zu 43 . Glaubhaft gemacht ist e<strong>in</strong>e Behauptung, wenn der Richter von ihrer Wahrheit nicht<br />
völlig überzeugt ist, sie aber überwiegend für wahr hält, obwohl nicht alle Zweifel beseitigt<br />
s<strong>in</strong>d 44 .<br />
2.4.1.3 Berühmte Marke<br />
Der erweiterte Schutz der berühmten Marke 45 ausserhalb des Gleichartigkeitsbereichs kann<br />
im Widerspruchsverfahren nicht geltend gemacht werden 46 . Art. 31 Abs. 1 MSchG verweist<br />
ausdrücklich nur auf die relativen Ausschlussgründe nach Art. 3 Abs. 1 MSchG, nicht aber<br />
auf die Bestimmungen zum Schutz der berühmten Marke 47 .<br />
2.4.2 Passivlegitimation<br />
Passivlegitimiert ist der Inhaber der angefochtenen Marke. Mit Erlass des neuen MSchG<br />
erfolgte der Wechsel vom Grundsatz der Gebrauchspriorität zur H<strong>in</strong>terlegungspriorität 48 . Wer<br />
den Gebrauch se<strong>in</strong>es Zeichens vor der H<strong>in</strong>terlegung der Widerspruchsmarke aufnahm, es<br />
aber erst später selbst h<strong>in</strong>terlegt, kann sich im Widerspruchsverfahren weder auf das<br />
Weiterbenützungsrecht nach Art. 14 MSchG noch auf e<strong>in</strong>e langjährige Duldung se<strong>in</strong>es<br />
Zeichens durch den Widersprechenden berufen. Wohl kann der Widerspruchsgegner<br />
gegebenenfalls se<strong>in</strong> Zeichen im Rahmen von Art. 14 MSchG weiter gebrauchen. Dieses<br />
42<br />
Vgl. für das deutsche Recht: STRÖBELE/HACKER, S. 1263 N 39 zu § 43.<br />
43<br />
ROHNER, S. 226; KUMMER, S. 257; VOGEL, S. 258 N 25.<br />
44<br />
VOGEL, S. 259 N 26.<br />
45<br />
BGE 130 III 748.<br />
46<br />
RKGE <strong>in</strong> sic! 1997, 581 – The Beatles.<br />
47<br />
WILLI, S. 291 N 5 zu Art. 31 MSchG; DAVID, S. 160 N 8 zu Art. 15 MSchG; RGKE <strong>in</strong> SMI 1995,<br />
315 – Bally / Sali.<br />
48<br />
Art. 6 MSchG.