Richtlinien in Markensachen 1.7.2008
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165<br />
Teil 5 – Widerspruchsverfahren<br />
Institut bei der Beurteilung alle<strong>in</strong>e auf die Beweismittel abstellt, welche vom<br />
Widersprechenden beigebracht werden, und ke<strong>in</strong>erlei Beweiserhebungen durchführt 153 .<br />
Auch prüft das Institut die e<strong>in</strong>gereichten Beweismittel nicht (mehr), falls die E<strong>in</strong>rede<br />
zurückgezogen oder der Gebrauch der Marke vom Widerspruchsgegner ganz oder teilweise<br />
anerkannt wird. Was die Parteien im Sachverhalt übere<strong>in</strong>stimmend vorbr<strong>in</strong>gen, nämlich dass<br />
die Marke gebraucht wird, b<strong>in</strong>det das Institut und muss von diesem als Urteilsgrundlage so<br />
h<strong>in</strong>genommen werden 154 .<br />
Der Widersprechende hat im Widerspruchsverfahren den Gebrauch se<strong>in</strong>er Marke nicht strikt<br />
zu beweisen, sondern lediglich „glaubhaft“ zu machen 155 . Glaubhaft gemacht ist der<br />
Gebrauch, wenn das Institut die entsprechenden Behauptungen überwiegend für wahr hält,<br />
obwohl nicht alle Zweifel beseitigt s<strong>in</strong>d 156 . Das Institut ist dabei bloss zu überzeugen, dass<br />
die Marke wahrsche<strong>in</strong>lich gebraucht wird, nicht aber auch, dass die Marke tatsächlich<br />
gebraucht wird, weil jede Möglichkeit des Gegenteils vernünftigerweise auszuschliessen<br />
ist 157 . Glaubhaftmachen bedeutet, dass dem Richter aufgrund objektiver Anhaltspunkte der<br />
E<strong>in</strong>druck vermittelt wird, dass die <strong>in</strong> Frage stehenden Tatsachen nicht bloss möglich,<br />
sondern wahrsche<strong>in</strong>lich s<strong>in</strong>d 158 .<br />
Als Beweismittel kommen vor allem Urkunden (Rechnungen, Liefersche<strong>in</strong>e etc.) und<br />
Augensche<strong>in</strong>objekte (Waren, Verpackungen, Etiketten, Kataloge, Prospekte etc.) <strong>in</strong><br />
Betracht 159 . Zeugene<strong>in</strong>vernahmen können vom Institut nicht angeordnet werden, aber im<br />
Beschwerdeverfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht (Art. 14 Abs. 1 lit. c VwVG).<br />
6.7 Entscheid über die E<strong>in</strong>rede des Nichtgebrauchs<br />
Hat der Widersprechende den Gebrauch se<strong>in</strong>er Marke glaubhaft gemacht, s<strong>in</strong>d die relativen<br />
Ausschlussgründe gemäss Art. 3 MSchG zu beurteilen. Ist der Gebrauch nicht glaubhaft<br />
gemacht, wird der Widerspruch auf ke<strong>in</strong> durchsetzbares Markenrecht gestützt 160 und daher<br />
ohne Beurteilung der relativen Ausschlussgründe abzuweisen 161 .<br />
7. Widerspruchsgründe<br />
Gemäss Art. 3 Abs. lit. a - c MSchG s<strong>in</strong>d Zeichen vom Markenschutz ausgeschlossen, die<br />
153<br />
WILLI, S. 300 N 6 zu Art. 32 MSchG.<br />
154<br />
Vgl. KUMMER, S. 77.<br />
155<br />
RKGE <strong>in</strong> sic! 2001, 320 – Nutricia / Nutri.<br />
156<br />
VOGEL, S. 259 N 26; BGE 120 II 398.<br />
157<br />
Vgl. KUMMER, S. 135.<br />
158<br />
RKGE <strong>in</strong> sic! 2002, 54 – EXPRESS / EXPRESS CLOTHING; RKGE <strong>in</strong> sic! 2004, 106 – Seiko Rivoli<br />
/ R Rivoli (fig.).<br />
159<br />
Vgl. Art. 12 VwVG; RKGE <strong>in</strong> sic! 2007, 452 – ReBalance / Balance (fig.).<br />
160 MARBACH, S. 189 und 223.<br />
161 DAVID, S. 238 N 5 zu Art. 33; WILLI, S. 302 N 6 zu Art. 33.