Baronin Talleyrand - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
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Hirsch II, S. 180 (Nr. 694). – Der Komponist ist nicht mit seinem berühmteren<br />
Namensvetter Giovanni P. zu verwechseln. A. F. Pacini stammte aus Neapel, lebte aber seit<br />
1804 in Paris, wo er als Gesangslehrer, Komponist und (seit 1810 mit einer eigenen Firma)<br />
als Verleger tätig war. Der vorliegende <strong>Dr</strong>uck ist ein interessantes Zeitzeugnis: Die Zeitangabe<br />
besteht zunächst aus dem noch geltenden Revolutionskalender (ergänzt durch die<br />
christliche Zeitrechnung), und doch ist die Entwicklung längst weitergegangen – die<br />
Widmung gilt längst nicht mehr einem Citoyen, sondern einem veritablen Chevalier.<br />
210. PAISIELLO, Giovanni (1740–1816) / FRAMERY, Nicolas-Etienne (1745–1810).<br />
L’Infante de Zamora. Opéra Comique en Trois Actes [...] Parodie Sous la Musique de la<br />
Frascatana Par Framery. [...] Paris, Leduc, Pl.-Nr. 18 [um 1797]. 1 Bl. (Titel), 308 S.<br />
Partitur in Stich, folio. Grüner HPgtbd. mit blauem Buntpapierbezug d. Z.;<br />
Rückenschildchen mit Goldprägung. Buchdecke etwas berieben und bestoßen, Notenteil<br />
mit Alterungsspuren, insgesamt aber sehr gutes Exemplar. € 480,--<br />
Robinson 1.43 Version 16 (S. 185); RISM P 269; Hirsch II, S. 183 (Nr. 703). – Das diesem<br />
<strong>Dr</strong>uck zugrunde liegende Originalwerk, La Frascatana, ist im Herbst 1774 in Venedig<br />
uraufgeführt worden und hatte nicht nur in Italien großen Erfolg, sondern bald auch in ganz<br />
Europa (z. B. Paris, 10. September 1778). Der Komponist, Librettist und Schriftsteller<br />
Framery, der auch anderen Opern für Pariser Aufführungen ein neues, ‚französisches’<br />
Gewand verlieh, ersetzte u. a. die originalen Rezitative durch gesprochenen Text (die im<br />
vorliegenden <strong>Dr</strong>uck vollständig wiedergegeben sind), nahm Instrumentationsretuschen vor<br />
(z. B. Hinzufügung von Trompeten in der Ouvertüre), übernahm insgesamt 16 Musiknummern<br />
aus La Frascatana und fügte noch sechs weitere aus anderen Opern Paisiellos ein (aus<br />
Il tamburo bzw. Il gran Cid). Im Gegensatz zum Original ist L’infante de Zamora seinerzeit<br />
in vier verschiedenen Ausgaben veröffentlicht worden (vgl. RISM), was auch den Erfolg<br />
der Parodie-Fassung anzeigt.<br />
211. PAISIELLO, G. Proserpine. Tragédie Lyrique de Quinault. Remise au Théâtre avec<br />
des Changemens et réduite en trois actes Par M.r Guillard [...] Paris, Imbault, Pl.-Nr. 182<br />
[1803]. 3 Bll. (Titel, umfangreicher Verlagskatalog), 526 S. Partitur in Stich, folio. Die sehr<br />
umfangreiche Partitur wurde in drei gleichartige, schöne zeitgenöss. Pgt.-Bände mit blauem<br />
Buntpapierbezug aufgeteilt. Etwas berieben; Buchblock hervorragend erhalten. Bd. 1: bis S.<br />
234; Bd. 2: S. 235–380; Bd. 3: ab S. 381. € 800,--<br />
RISM P 467 (vier Ex. in D); Robinson 1.94. – Uraufführung: Paris, 29. März 1803 –<br />
Letztendlich ist Paisiellos einzige französische Oper, Proserpine, das Ergebnis der Bewunderung<br />
Napoleons für den Komponisten. Aufgrund seiner republikanischen Sympathien war<br />
Paisiello am Hof in Neapel in große Schwierigkeiten geraten und konnte deshalb von<br />
Napoleon 1802 problemlos nach Paris abgeworben werden, wo er aber nur bis Herbst 1804<br />
blieb. – Philipp Quinaults fünfaktiges Libretto ist erstmals von Lully komponiert und für die<br />
Neuvertonung von N. F. Guillard auf drei Akte komprimiert worden. Paisiellos Werk hatte<br />
jedoch trotz des kaiserlichen Fürsprechers keinen Erfolg und ist nach 14 Aufführungen<br />
abgesetzt worden. Auch die Umarbeitung zu einer italienischen Oper für Neapel war umsont<br />
– sie ist nie aufgeführt worden. Immerhin zeugt das Unterfangen von einem späten Versuch,<br />
die Tragédie Lyrique des 17. Jahrhunderts wiederzubeleben, was nach Glucks Opernreform<br />
anachronistisch wirken musste.