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Baronin Talleyrand - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner

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RISM V u. VV 1513. – Die Schlacht von Marengo (so die richtige Schreibweise), die 13<br />

Stunden dauerte und laut zeitgenössischen Berichten eine der grausamsten dieser Zeit war<br />

(ca. 7000 Tote und unzählige Verwundete), fand am 14. Juni 1800 in Oberitalien statt und<br />

endete mit dem Sieg der napoleonischen Truppen über das österreichische Heer. Als nach<br />

einer Woche die Nachricht in Paris eintraf, gab es dort spontane Freudenfeste und<br />

Theateraufführungen mit rasch zusammengeschusterten Stücken, in denen der Sieg gefeiert<br />

wurde. Zur patriotischen „Konjunkturware“ jener Tage gehörten auch die Schlachtenmusiken,<br />

die möglichst rasch auf den Markt kommen mussten – so lange die patriotische<br />

Begeisterung anhielt, konnte man mit guten Geschäften rechnen. Bernard Viguerie, ein<br />

Pariser Verleger, brachte vermutlich als erster seine Bataille heraus und traf auch musikalisch<br />

den Geschmack seiner Zeit: Im Vergleich mit anderen Schlachtenmusiken zum gleichen<br />

Thema scheint sie sich am besten verkauft zu haben. Dennoch ist er – vielleicht mit<br />

Ausnahme seiner mehrfach aufgelegten Klavierschule – heute vergessen, wenn auch<br />

Schilling noch 1840 betonte: „Eines seiner in gewisser Beziehung merkwürdigsten Werke<br />

ist geblieben: La Bataille de Marengo.“ – Wie üblich, verläuft auch Vigueries Komposition<br />

nach dem Prinzip „Kampf und Sieg“, wobei – durch zahlreiche programmatische Hinweise<br />

in den Noten – möglichst viele Einzelheiten des blutigen Geschehens musikalisch ausgemalt<br />

werden. Um dies möglichst real wirken zu lassen, dachte man sich immer wieder geradezu<br />

avantgardistische Klangeffekte aus, wie man sie eigentlich erst in der Musik des 20.<br />

Jahrhunderts erwartet, wie hier die sinnfällig als Klaviercluster eingefügten Kanonenschüsse<br />

– ein Kunstgriff, der zwar selten, bei damaligen Schlachtenmusiken aber doch gelegentlich<br />

vorkam. Die beiden Streichinstrumente sind nicht obligat: Ein Klavierspieler konnte<br />

mit diesen Noten auch allein in den Kampf ziehen.<br />

41. VIGUERIE, Bernard (1761–1819). Bataille de Maringo. Piece Militaire et Historique.<br />

Dédiée à l’Armée de Réserve. [...] Arrangée Pour deux [handschr.: Flutes] par l’Auteur.<br />

Paris, chez l’auteur, Pl.-Nr. 89 [1800]. Stimmen in Stich, folio: Fl.1 (1 Bl. – 5 S.), Fl.2 (5<br />

S.); leichte Lagerungsspuren. € 250,--<br />

Extrem seltene, in RISM nicht nachgewiesene Ausgabe des seinerzeit sehr erfolgreichen<br />

Schlachtengemäldes. – Um möglichst vielen Musikliebhabern die Gelegenheit zu bieten,<br />

das Gemetzel in den eigenen vier Wänden musikalisch nachzuvollziehen, erschienen parallel<br />

zur Original-Ausgabe (Klaviertrio, s. o.) verschiedene Bearbeitungen. Auf der Titelseite<br />

werden drei Duett-Versionen für je zwei Violinen, Flöten oder Klarinetten angezeigt. Diese<br />

Fassungen unterscheiden sich im Satz; in der jeweils gleichartigen Titelseite mussten nur<br />

noch handschriftlich die betreffenden Instrumente eingetragen werden. – Obwohl man versuchte,<br />

bei solchen Bearbeitungen den musikalischen Aufbau möglichst unangetastet zu lassen<br />

und dabei vor allem auch alle Klangeffekte zu erhalten, musste Viguerie bei der flötengemäßen<br />

Umsetzung der Kanonenschüsse einen etwas belustigenden Kompromiss eingehen:<br />

Vom donnernden Klaviercluster blieb nur ein zierlicher Triolenschleifer mit angehängter<br />

langer Note übrig; damit aber kein Zweifel am kriegerischen Charakter dieses Motivs<br />

aufkommen konnte, vermerkte der Komponist ausdrücklich „canon“!

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