Baronin Talleyrand - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
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nach Artarias Stich, sodass dieses Heft nicht nur das Epithet Original-, sondern zusätzlich<br />
auch Erst-Ausgabe beanspruchen kann. Hier liegen zwei der schönsten <strong>Dr</strong>ucke<br />
Haydnscher Kammermusik vor, zu dem Sebastian Mansfeld, der berühmteste Wiener<br />
Kupferstecher der Mozart-Zeit, die Titelblattgestaltung beigetragen hat. Das vierte<br />
Quartett trägt den Namen „Sunrise“ oder „aurore“, während sich in deutschen Landen der<br />
„Sonnenaufgang“ nicht eingebürgert hat.<br />
Eigentlich hätten die Artaria-Ausgaben beide nach den Londoner erscheinen sollen, da<br />
Haydn befürchtete, er müsse aufgrund einer vertraglichen Vereinbarung mit dem Londoner<br />
Verlagsagenten Hyde eine Abstandszahlung leisten. Artaria hat sich jedoch nicht an<br />
Haydns Forderung vom 15. Juli 1799 gehalten (siehe hierzu unsere Beschreibung von<br />
Haydns Vertrag mit Hyde in Otto Haas Catalogue 41, S. 61-63).<br />
Diese Quartette sind bereits 1797 entstanden; der Widmungsträger, Graf Erdödy, hatte<br />
Haydn 100 Dukaten bezahlt mit der Auflage, auf zwei Jahre einziger „Besitzer“ des<br />
Sammelwerks zu sein, weshalb sie erst 1799 publiziert werden durften. Diese Quartette<br />
zählen zu den vollendetsten im Repertoire der Klassik. Danach schuf Haydn nur noch die<br />
zwei Quartette Hob. III 81-82 sowie das unvollendete Hob. III 83.<br />
Die Erstausgaben von Haydns Hauptbeiträgen<br />
zur Gattung des Oratoriums<br />
135. HAYDN, J. Die Schoepfung. Ein Oratorium In Musik gesetzt.... The Creation. An<br />
Oratorio.... Vienna 1800 [im Verlage des Autors]. Titelblatt unten rechts mit Haydns<br />
Initialenstempel „JH“; 7 S. Verzeichnis der Subscribenten, an der Spitze das österreichische<br />
Kaiser- und das englische Königshaus, ferner Hochadel und Größen der Musikwelt.<br />
301 S. Partitur + Anhang S. 302-303. Größtenteils deutsch und englisch textiert.<br />
Aufgeteilt in zwei prächtige, gleichartig marmorierte HLdr.-Bände (I: S. 1–132; II: S.<br />
133–303) mit Goldprägung auf dem Rücken. Berieben, Lederteile im Bereich der<br />
Scharniere etwas schadhaft, doch sehr schönes Exemplar, das sein Alter nicht verbirgt und<br />
daraus seinen Charme bezieht. € 2.900,--<br />
Hob. XXI: 2; RISM H 2521; Hirsch IV, 799; Slg. Hoboken II, 1390; Fuld S. 271. – Sehr<br />
seltene Erstausgabe der Partitur von Haydns Meisterwerk. – Die erste Aufführung der<br />
Schöpfung hat am 19. März 1799 stattgefunden; sie wurde schnell zu einem von Haydns<br />
beliebtesten Werken und gehört zu den Marksteinen der Oratorienliteratur. Das Textbuch<br />
wurde von Frh. Gottfried van Swieten nach einer anonymen englischen Bearbeitung von<br />
Miltons Paradise Lost ins Deutsche übertragen. – Der <strong>Dr</strong>uck wurde von Haydn selbst veranstaltet<br />
zur Steigerung seines Gewinnes, im Juni 1799 zur Subskription angekündigt und<br />
am 26. Februar 1800 als erschienen angezeigt. Die Platten stellte Artaria in Wien her; später<br />
wurden die Platten allerdings von Breitkopf und Härtel in Leipzig übernommen, wo<br />
1803 eine Titelauflage erschien.<br />
Die Einbandrücken unseres Exemplares tragen die geprägten Bezeichnungen „HAYDN /<br />
LA / CREAZI[one] / ATTO / PRIMO [SECON(do)]“, waren demnach für den Export nach<br />
Italien bestimmt. <strong>Talleyrand</strong> kann indes nicht der Erstbesitzer gewesen sein, da er Neapel<br />
wohl schon 1799, ein Jahr vor der Publikation, verlassen hat. Darauf weist auch ein gelöschter<br />
Besitzvermerk auf dem Titelblatt; dem ist zu entnehmen, dass das (bereits 1800 gedruckte)<br />
Exemplar tatsächlich „antiquarisch“ war, als Louis-Auguste <strong>Talleyrand</strong> es – wohl erst<br />
um 1815 – in die Hände bekam.