Baronin Talleyrand - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
Baronin Talleyrand - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
Baronin Talleyrand - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
- 58 -<br />
Der zweite „Klassiker“ neben Glucks ‚Orfeo’<br />
63. TRAETTA, Tommaso (1727– 1779). Ifigenia. <strong>Dr</strong>ama Seria. Partitur (inkl. Secco-<br />
Rezitative) in einer Kopisten-Abschrift des späten 18. Jahrhunderts, quer 4to, Atto Primo<br />
(59 Bll. mit 116 beschriebenen S.), Atto 2do [und Atto 3°] (80 Bll. m. 156 beschr. S.). Handrastriertes<br />
Notenpapier, 10 bzw. 16 Systeme. 2 HLdr.-Bände mit gleichartigem<br />
Buntpapierüberzug und Besitzetikett (Leder mit Goldprägung Mrs. de <strong>Talleyrand</strong>) und<br />
Goldverzierung auf dem Rücken. Schwach bestoßen, sonst sehr gut erhalten. € 3.600,--<br />
Eitner IX, 442; Clément-Larousse 570; Loewenberg 272 f.; MGG XIII, 615 ff.; TNG/2<br />
XXV, 681. Die Uraufführung (vollständiger Titel Ifigenia in Tauride; Libretto, M. Coltellini)<br />
fand am 4. Oktober 1763 in Wien (Schönbrunn) statt; in den nächsten 25 Jahren spielte<br />
man das Stück, seine erfolgreichste Opera seria (und auch eines seiner besten Werke), in<br />
zahlreichen Städten Mitteleuropas (v. a. in Italien). In Florenz wurde das Werk 1767 gar von<br />
Chr. W. Gluck persönlich dirigiert, und er sollte sich Traettas erinnern, als er Jahre später<br />
seine eigenen Iphigenien schrieb (während Traetta sich umgekehrt von manchen Arien von<br />
Glucks im Jahr zuvor aufgeführten Orfeo beeinflusst zeigt; s. A. Einstein, Gluck S. 46).<br />
Traetta, der nach höherer musikalischer, dramatischer und psychologischer Spannung trachtet,<br />
trug lt. Henry Bloch (MGG) Bedeutendes zu der Opernreform bei, die letztlich Glucks<br />
Namen trägt. Bloch führt speziell Szene 6 im 1. Akt und Szene 4 im 2. Akt an, wo Traetta<br />
die altmodische Da capo-Arie durch eine Cavatina ersetzt, die eine stärkere dramatische<br />
Entwicklung ermöglicht. Hinsichtlich der Finali liefert Traetta „den bedeutendsten Beitrag<br />
zur Entwicklung der Oper”, indem er als Erster die Solisten, den Chor und das Orchester<br />
mit mehr oder weniger langen, fest stehenden motivischen Formeln ausstattet, womit er eine<br />
Mozartsche Entwicklung vorwegnimmt und eine der interessantesten italienischen Opern<br />
im 3. Viertel des 18. Jahrhunderts schuf. „With his Viennese Ifigenia Traetta had gone furt