Baronin Talleyrand - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
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32. GONETTI, Victor (fl. Ende 18. Jahrhundert). Siege of Gibraltar and Three Grand<br />
Sonatas For the Harpsichord & Piano Forte. Humbly Dedicated to M.rs Beauvoir (of South<br />
Lodge). London (ohne Verlagsangabe) [ca. 1795]. 2 Bll. (Titel, Widmung), 33 S. in Stich,<br />
folio, leichte Altersspuren (S. 15/16 mit kleiner Fehlstelle). € 250,--<br />
BUC, S. 388; RISM G 2992 (nur 2 unvollst. Exemplare; demnach ist unser Exemplar das<br />
einzige vollständige). – Gibraltar gelangte 1704 im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieges<br />
in englischen Besitz (und blieb es trotz Francos Blockade von 1969 aufgrund einer<br />
Volksabstimmung von 1967). Unter dem Titel The Siege of Gibraltar sind 1780, 1784 und<br />
1785 im englischen Sprachraum musiktheatralische Werke von W. Shield, T. Giordani und<br />
P. Urbani aufgeführt worden, und in dieser Tradition muss auch die vorliegende Schlachtenmusik<br />
gesehen werden. Die Komposition bezieht sich offensichtlich auf ein konkretes historisches<br />
Ereignis, bei dem auf der einen Seite die Spanier und Franzosen, auf der anderen die<br />
Engländer gegeneinander gekämpft haben (ein General Elliot und ein weiterer Miltär,<br />
Curtis, werden in den programmatischen Erläuterungen der Noten genannt). – Über den<br />
Komponisten, der nicht auf der Titelseite, sondern nur unter dem Widmungstext genannt<br />
wird, ist bisher nichts bekannt (lediglich das NTL nennt den vorliegenden <strong>Dr</strong>uck). Die<br />
Titelgebung des Sammelwerks entspricht nicht ganz dem Inhalt, da hier keine Sonaten, sondern<br />
Sinfonien vorliegen, unter denen die Schlachtenmusik die erste ist, gefolgt von zwei<br />
weiteren in drei Sätzen. Auf S. 22 schließt sich als Nr. IV eine Reihe von 16<br />
Charakterstücken an mit Überschriften, wie A Whimsical Variety, Spleen, Humorous, Sleep,<br />
<strong>Dr</strong>eam, Melancholy, Love oder Pleasure.<br />
33. JADIN, Louis-Emmanuel (1768–1853). La Grande Bataille d’Austerlitz. Surnommée<br />
la Bataille des trois Empereurs. Fait historique. Arrangé Pour le Piano Forte et Dédié à son<br />
Altesse Impériale Monseigneur le Prince Joseph Grand Electeur de l’Empire. Paris, Duhan,<br />
Pl.-Nr. 161 [1806]. Hoch interessantes Exemplar mit äußerst aufwändig gestaltetem Titelblatt<br />
.(Caraffe Del., Ryotte Scul.; mit teilweise exotischen und mythologischen Motiven:<br />
Löwen, griechisierende Göttergestalten, Musikinstrumente; Abb. siehe nächste Seite).<br />
Etwas fleckig; leichte Altersschäden. € 380,--<br />
RISM J 410 (einziges Exemplar in B). – Nachdem Jadin vermutlich sogar Klavierunterricht<br />
für Marie-Antoinette gegeben hatte, passte er seine politische (und nicht zuletzt künstlerische)<br />
Haltung nach der Französischen Revolution und der Installierung Napoleons den jeweiligen<br />
neuen Herrschern an. Die „<strong>Dr</strong>eikaiserschlacht“ (Napoleon, Franz I. von Österreich,<br />
Zar Alexander I. von Russland) am 2. Dezember 1805 östlich von Brünn bei Austerlitz<br />
statt. Aufgrund des sensationellen Hintergrunds wurden mehrere Bataillen komponiert<br />
(u. a. die Fassung von Beauvarlet-Charpentier, s. o.), doch scheint die vorliegende Gestaltung<br />
von Jadin die erfolgreichste gewesen zu sein. RISM weist neun verschiedene Ausgaben<br />
nach. Die Einzelheiten entsprechen bei Jadin weitgehend der Komposition von<br />
Beauvarlet-Charpentier. Wie üblich, besteht auch Jadins „Interpretation“ aus einer<br />
Reihenform, in der die Ereignisse durch verschiedene Satztypen und möglichst verblüffende<br />
Klangeffekte (hier u. a. viele grollende Tremolli und Fanfarensignale) geschildert werden;<br />
stereotyp ist der Beginn, wenn als Einleitung ein „Lever de l’aurore“ und der<br />
Aufmarsch der Truppen mit Napoleon als zentraler Figur „zu Gehör“ kommen (hier militärische<br />
Trompetensignale und Trommeln). Den mittleren Teil bildet die eigentliche Bataille<br />
mit dem wechselhaften Kampfgeschehen, in dem das triolische Pferdegetrappel oder