Baronin Talleyrand - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
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Partitur herangezogen wurde, zu der das Manuskript keine nennenswerten inhaltlichen<br />
Abweichungen aufweist. Band II dürfte indes vor Erscheinen der französischen Alceste von<br />
1776 geschrieben worden sein, zu der das Manuskript keinerlei Nähe aufweist.<br />
Während unser Alceste-Manuskript die 14zeilige Partitur-Anordnung Fl. I-II, Ob. I-II,<br />
Corni, Tromb. I-III, Vl. I-II, Va., Fag., Vc., Basso aufweist, ist die Stimmenverteilung in der<br />
Erstausgabe ausgetauscht und auf 8 Notenzeilen zusammengedrängt (Vl. I-II, Va., Fl., Ob.,<br />
Corni, Trb., Basso, zunächst ohne Fag. u. Vc.). In der Ouverture stimmen die Notentexte<br />
überein, weichen jedoch in der Phrasierung und Agogik ab, wobei es zu relevanten<br />
Verschiebungen kommt. Unser Manuskript enthält nach der Ouvertüre eine kleinformatigere<br />
Einlage, die sich auf die Reprise der Ouverture (Takt 101 ff.) zu beziehen scheint, die hier<br />
nach A-Dur moduliert und eine deutlich brillantere Fassung bietet. Sie kommt bei den in der<br />
GGA gebotenen Alceste-Alternativfassungen nicht vor. – Die meisten szenischen Texte der<br />
Trattner-Erstausgabe fehlen in unserem Manuskript noch; die Solo- und Chorstimmen sind<br />
hier korrekt getrennt, während Trattner sie aus Platzgründen in einer schwer erkennbaren<br />
Doppelnotation zusammenfasst. Ab Takt 19 des ersten großen Chores (NA S. 23) weichen<br />
die Fassungen von einander ab: während in der unsrigen die Stimmen weiterhin kanonisch<br />
geführt werden, verlaufen sie bei Trattner nun parallel. Auch der Chor (NA S. 34, unser Ms.<br />
fol. 26v.) sowie die Szeneneinteilung und die Zuteilung der Rollen weichen häufig stark ab.<br />
Während Trattner S. 20-21 eine neuntaktige Passage aufweist, die in unserem Ms. fehlt, hat<br />
letzteres ab fol. 43 ein 25taktiges Accompagnato, das bei Trattner fehlt und durch ein simplifiziertes<br />
12taktiges ersetzt ist (NA S. 86)….<br />
Obgleich an dieser Stelle der Vergleich nicht im Detail weitergeführt werden kann, erscheint<br />
schon hier, dass unser Manuskript eine „urtümlichere“ Fassung zu bieten scheint als die<br />
„endgültige“, die Gluck ab 1768 aus den Aufführungserfahrungen des ersten Jahres nach der<br />
Uraufführung destillierte und 1769 in den <strong>Dr</strong>uck gab. Das Autograph ist nicht erhalten; die<br />
Aufführungspartitur der Wiener Hofoper ist zwar erhalten, wurde bis 1810 jedoch so heftig<br />
verändert, dass eine Urfassung nicht erkennbar ist. Alle anderen 40 bekannten Partiturhandschriften<br />
gehen (lt. krit. Bericht der GGA) auf die Erstausgabe zurück oder stehen dieser sehr<br />
nahe. Das Auftauchen unseres sehr weitgehend abweichenden Manuskripts scheint zumindest<br />
für den 1. Akt eine Vorstellung zu geben, wie die Urfassung ausgesehen haben könnte;<br />
im Verhältnis dazu weist die Trattner-Fassung tief greifende Revisionen und zahllose dynamisch-agogische<br />
Verfeinerungen auf.<br />
Wir danken Antiquariat J. Voerster (Stuttgart) für die freundliche Bereitstellung eines Exemplars<br />
der Erstausgabe der italienischen Fassung (Trattner 1769) zu dieser Beschreibung.<br />
57. GUGLIELMI, Pietro (1728–1804). Debbora e Sisara. Oratorio Sacro. Partitur in<br />
Kopistenschrift [um 1790]. 2 Bde. quer 4to, Parte Prima (147 Bll. mit 292 beschriebenen<br />
S.), Atto 2do (135 Bll. mit 268 beschr. S.). Handrastriertes Notenpapier, 10 bis 12 Systeme;<br />
zwei HLdr.-Bände mit Buntpapierüberzug, Goldprägung auf dem Rücken und Titelschild.<br />
Buchdecke stärker berieben un etwas bestoßen, Buchblock sehr gut erhalten. € 2.600,--<br />
TNG/2 X 513. – Es dürfte sich mit größter Wahrscheinlichkeit um die Arbeit eines Kopisten<br />
aus Neapel handeln, wo die azione sacra im Teatro di San Carlo am 13. Februar 1788 uraufgeführt<br />
worden war. Die unterschiedliche Bezeichnung für die beiden Teile rührt daher, dass<br />
die erste Angabe vom Kopisten stammt (also gleichsam „original“ ist) und die zweite sich<br />
lediglich auf dem nachgefertigten Titelschild des Buchdeckels in <strong>Talleyrand</strong>s Hand befin