Baronin Talleyrand - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
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Porträt Auguste Louis de <strong>Talleyrand</strong> von Jean-Baptiste Greuze (um 1792, Ausschnitt)<br />
Chanson erst um 1840 und auf der Operettenbühne erst ab 1850 zum Allgemeingut wird. Mit<br />
Orphée et Euridice (zwischen 1799 und 1808) erfindet <strong>Talleyrand</strong> eine gesungene sozio-politische<br />
Satire, die den Tonfall Jacques Offenbachs mit verblüffender Insistenz vorwegnimmt –<br />
allerdings mit umgekehrten Vorzeichen: Während Offenbach den Adel in der Götter-<br />
Travestie verspottet, macht <strong>Talleyrand</strong> sich über die bürgerlichen Ambitionen der Grande<br />
Révolution her, entlarvt sie als Träumerei und feiert den sozialen Status quo des Napoleonischen<br />
Regimes. Es existiert ein Gemälde von Jean Baptiste Greuze (1725-1805), welches der<br />
Überlieferung nach Auguste Louis de <strong>Talleyrand</strong> darstellt (s. o., s. auch Katalogumchlag). Es<br />
zeigt die angenehme Erscheinung eines jungen Mannes mit scharfem Blick; er wirkt selbstsicher,<br />
beinahe schon arrogant, und so verwundert es nicht, dass seine Muse ihn zu gnadenloser<br />
Analyse und bitterer Zeitkritik lenkte. Er steht in der Hierarchie oben; ihm mag es nur<br />
natürlich erscheinen, dass die anderen unten bleiben. Sein „Nachfolger“ Offenbach wird die<br />
Ge-sellschaftsleiter vom anderen, vom unteren Ende her betrachten. – Die in der <strong>Talleyrand</strong>-<br />
Sammlung enthaltenen Aufführungsmaterialien zeigen, dass dessen Werke auch aufgeführt<br />
worden sind.Vor 1799 scheint er kurz an eine berufsmäßige Komponisten-Karriere gedacht<br />
zu haben (s. Katalog-Nr. 66), doch blieb er schließlich ein (adliger) „Amateur”-Komponist -<br />
im besten Sinne. Unter diesen zählt <strong>Talleyrand</strong> mit Sicherheit zu den begabtesten, und durch<br />
die belegbaren Studien bei Paisiello (s. u.) war er wohl auch der am besten ausgebildete.