Baronin Talleyrand - Musikantiquariat Dr. Ulrich Drüner
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a.6) Neapolitanische Musikmanuskripte, Teil 6:<br />
Weitere Instrumentalmusik<br />
Ein unbekanntes Bläser-Quartett<br />
104. Quartett- und Trio-Sammlung 1790-1800. Vier schöne Stimmbände in rotem HLdr.<br />
mit Goldprägung auf dem Rücken (mit Stimmbezeichnung Flauto, Violino, Viola und<br />
Basso), querquarto: Fl. (48 Bll.), Vl. (55 Bll.), Va. (38 Bll.), Basso (45 Bll.). Etwas berieben<br />
und leicht bestoßen. Verschiedene Sorten Notenpapier; teils mit dem Wasserzei-chen<br />
PARADISO). Wertvolle Sammlung, die zmindest ein Unikat, ein bisher nicht nachgewiesenes<br />
Bläserquartett eines „G. Fournier“ aus dem späten 18. Jahrhundert enthält. € 950,--<br />
Inhalt: PLEYEL, Ignace (1757–1831). Quartetto per Flauto, Violino, Viola e Basso [C].<br />
Benton Nr. 332. Es handelt sich um die Nr. 2 aus den berühmten zwölf Streichquartetten, die<br />
dem König von Preussen gewidmet sind und die schon früh auch in der Fassung als<br />
Flötenquartette verbreitet waren (s. Benton Nr. 3325ff.)<br />
– FOURNIER, G. (bisher unbekannter Komponist). Quartetto Composto da G. Fournier [für<br />
Flauto, Clarinetto, Corno und Fagotto]. Vier Sätze; als dritter fungiert eine Polacca. – In RISM<br />
wird unter F 1551–1554 ein Komponist „Fournier“ ohne Vornamen, unter F 1555 u. 1556 ein<br />
„Alphonse Fournier“ nachgewiesen. Unter den aufgelisteten Werken befindet sich allerdings<br />
keines, das dem unsrigen entspricht. Auch die bei Eintner verzeichneten Personen dieses<br />
Namens kommen als Urheber des vorliegenden Quartetts nicht in Frage.<br />
– PICHL, Wenzel (1741–1805). Trè Quartetti per Flauto, Violino, Viola e Violoncello [C, F,<br />
G]. Vermutlich handelt es sich um die Flötenquartette op. 12 mit der gleichen Tonartfolge, die<br />
in RISM in zwei Ausgaben (Hummel, Bln./Amsterdam, Sieber, Paris) nachweist (P 2258-59).<br />
– PLEYEL, I. III Quartetti [G, B, C für Fl., Vl., Va. u. Vc.] – Es handelt sich um die Originalfassung<br />
der drei Quartette Benton Nr. 384–386, denen bereits drei andere voraus gegangen waren<br />
(Benton 381–383). Sie sind unter verschiedenen Opuszahlen erschienen (vgl. RISM P 3400ff.).<br />
– CLEMENTI, Muzio (1752–1832). Trè Sonate Per il Piano Forte con acconpagnamento<br />
[!] di Flauto o Violino, Basso [F, D, G]. – Vermutlich handelt es sich um die drei Klaviertrios<br />
op. 27, welche die gleiche Tonartenfolge aufweisen und von denen RISM mehrere <strong>Dr</strong>ucke<br />
nachweist (vgl. RISM C 2968ff.). – Der Klavierpart befindet sich im Stimmbuch der Violine<br />
(übriges Notenmaterial in Fl. u. Basso).<br />
Eine unpublizierte Quartett-Serie<br />
105. GIARDINI, Felice (1716–1796). Sei quartetti [A, D, B, F, C, g]. Stimmen in einer Kopistenschrift<br />
(vermutlich neapolitanische Arbeit, Ende 18. Jh.), folio: Vl.1 (30 Bll.), Vl.2 (30 Bll.),<br />
Va. (30 Bll.), Vc. obligato (30 Bll.). <strong>Dr</strong>ei gleichartig gebundenen Heften d. Z., fester, hübsch<br />
marmorierter Karton mit Umschlagetikett; Lagerungsspuren, dennoch gut erhalten. € 350,--<br />
RISM weist keine Quartett-Sammlung mit dieser Tonartenfolge nach. Es handelt sich um verhältnismäßig<br />
leicht auszuführende, dreisätzige Streichquartette. In der Viola-Stimme fällt auf,<br />
dass diesem zu der Zeit eher stiefmütterlich behandeltem Instrument in vielen Sätzen ausdrücklich<br />
solistische Abschnitte mit kantablen Partien zugewiesen sind. Verglichen damit erscheint<br />
die Vl. 2 musikalisch deutlich zurückgesetzt.