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Jahresbericht 2010/2011 - Commerz Real AG

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8<br />

» Ich kenne die Menschen, die in Wien wohnen und arbeiten.<br />

Das ist für einen Portier sehr wichtig, schließlich muss ich<br />

sofort erfassen, wie ich den Leuten helfen kann. «<br />

Die Kunst der Contenance<br />

Gerhard Mayer war neun Jahre lang bis zu seinem Ruhestand Portier in diesem markanten<br />

Hochhaus, das im Bezirk Leopoldstadt mit seinen Theatern, Kinos und Kaffeehäusern die<br />

Blicke auf sich zieht. Wie viele Gesichter er in diesen Jahren sah? Gerhard Mayer lächelt<br />

verschmitzt: „Zum Zählen hatte ich leider keine Zeit.“ Denn, gemütlich geht es im Alltag<br />

eines Portiers nur selten zu. „Eigentlich nur morgens um sechs, wenn noch keiner im Haus<br />

ist.“ Dann gönnte sich Gerhard Mayer gerne ein zweites Frühstück sowie die Lektüre der<br />

Tageszeitung. „Das war aber schon Arbeit“, sagt er. Schließlich sei es wichtig, Bescheid zu<br />

wissen. „Man redet halt über dieses und jenes mit den Leuten. Über Prominente oder Politik.<br />

Fußball oder andere Ärgernisse.“ Plaudern gehört zum Geschäft. Da hatte Mayers Frau also<br />

Recht. „Aber ich bin nicht nur ein guter Plauderer, sondern auch ein guter Zuhörer“, sagt<br />

der ehemalige Portier. Und das sei mindestens genau so wichtig.<br />

Rund 800 Menschen arbeiten auf rund 18.000 Quadratmetern im Galaxy 21, und jeder muss<br />

an der Portierloge vorbei. Dazu kommen Lieferanten und Besucher. „Es ist schon interessant,<br />

wie verschieden die Leute sind“, hat Mayer beobachtet. „Da gibt’s die Morgenmuffel, die<br />

noch vor dem Grüßen eine Beschwerde äußern. Und dann gibt’s diejenigen, die schon in der<br />

Früh lachen und auch abends noch ein Lied pfeifen.“ Für einen Portier darf die Laune der<br />

Leute keinen Unterschied machen. „Ich muss alle gleich freundlich behandeln.“ Die Kunst<br />

der Contenance – darauf kommt es an.<br />

„Einfach da zu sein, wenn man ihn braucht“, so definiert Mayer die Rolle eines Portiers,<br />

während er im Aufzug von ganz oben zurück ins Erdgeschoss rauscht. Dort hat sein Nachfolger<br />

seinen Platz in der halbrunden Loge gefunden. Er blickt von den Kontrollmonitoren<br />

auf, die das Geschehen rund um das Hochhaus zeigen, und grüßt erfreut: „Schau an, der<br />

Herr Mayer. Vermissen Sie Ihre Loge?“ Ein wenig wehmütig schaut Gerhard Mayer schon.<br />

„Ich vermisse vor allem die Leute hier.“ Dann macht er eine kurze Pause und ergänzt mit<br />

viel Wiener Schmäh: „Zumindest 95 % von ihnen.“

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