Jahresbericht 2010/2011 - Commerz Real AG
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den kann. Dieser harte Sparkurs sorgt dafür, dass die für die nationale Wirtschaft<br />
wichtige Inlandsnachfrage in Griechenland, Irland, Spanien und Portugal wegbricht.<br />
Da die Reformen erst mittelfristig Wirkung zeigen werden, gehen wir davon aus, dass<br />
auch in diesem Jahr in den genannten Ländern die Arbeitslosigkeit hoch und der Konsum<br />
schwach bleiben werden.<br />
Ein starkes Wachstum dagegen erwarten wir in den Ländern, die von den derzeit noch<br />
relativ günstigen Finanzierungsmöglichkeiten und dem lebhaften Exportgeschäft profitieren.<br />
Neben Deutschland sehen wir für dieses Jahr in den baltischen Staaten sowie<br />
Finnland, Polen und Schweden ein überdurchschnittliches Wachstum. In Ländern, in<br />
denen sich die Wirtschaft zwar erholt, diese Erholung allerdings zäh verläuft, rechnen<br />
wir derzeit mit einem moderaten Plus von 1,0 bis 1,9 %. Zu diesen Ländern zählen wir<br />
unter anderem Frankreich, die Niederlande und Großbritannien. Das Wirtschaftswachstum<br />
der letzten Monate beruht auf (noch) günstigen Finanzierungskonditionen und auf<br />
Exporten in den außereuropäischen Raum. So stieg beispielsweise im Februar <strong>2011</strong> die<br />
Industrieproduktion in der Europäischen Union um 7 % an, die von Investitionsgütern<br />
sogar um fast 14 %. Analysiert man allerdings diesen Durchschnittswert etwas genauer,<br />
treten die großen Disparitäten in der Union wieder zu Tage: Während in Estland (+ 31 %),<br />
Schweden (+ 15,9 %), Bulgarien (+ 15,2 %) und Deutschland (+ 13,4 %) die Industrie mit<br />
großen Schritten die Verluste aus den Rezessionsmonaten aufholt, schrumpft die Produktion<br />
in Griechenland ( 4 %) und Irland ( 0,4 %) weiter.<br />
Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch beim Einzelhandel ab: Hier die Länder, in denen<br />
sich der Einzelhandel im März im Jahresvergleich über steigende Umsätze freuen konnte<br />
(Polen + 12 %, Luxemburg + 8,8 % und Frankreich + 3,9 %), dort die, in denen der Umsatz<br />
schrumpfte (Spanien 5,9 %, Portugal 4,5 %, und Irland 3 %). Bei einer durchschnittlichen<br />
Wachstumsprognose für den privaten Konsum von gerade 1 % für <strong>2011</strong>,<br />
wird der Einzelhandel in den einzelnen Ländern der Union auch in diesem Jahr vor sehr<br />
unterschiedlichen Herausforderungen stehen.<br />
Zu den Herausforderungen, vor denen die Europäische Zentralbank in diesem Jahr steht,<br />
gehört sicherlich, das richtige Maß und die richtige Geschwindigkeit für die Erhöhung<br />
der Leitzinsen zu finden. Die EZB steht vor einem Dilemma: Wartet sie zu lange mit<br />
Zinssteigerungen, besteht die Gefahr, dass die Inflation, welche heute bereits hart an<br />
der Grenze der Stabilitätskriterien liegt, weiter ansteigt und die Märkte, die sich bereits<br />
gut erholen, überhitzen. Erhöht sie den Leitzins zu schnell, verzögert sie die Erholung<br />
in den Krisenländern. Mit der Entscheidung, im April <strong>2011</strong> den Leitzins um 25<br />
Basispunkte zu erhöhen, hat die EZB ein klares Signal in Richtung der Krisenländer<br />
gesandt, dass sie der Bekämpfung steigender Preise in der Eurozone eine höhere Priorität<br />
beimisst als der Eindämmung der Staatskrisen in den Peripherieländern.<br />
Die Türkei ist ein sich rapide entwickelndes Land und die größte Wirtschaft in den zentral<br />
und osteuropäischen Ländern. Nach dem Rückgang des BIP im Jahr 2009 erlebte<br />
das Land <strong>2010</strong> mit einem Plus von über 8 % eine kräftige wirtschaftliche Gesundung.<br />
Auch für dieses Jahr wird mit prognostizierten 5 % ein Fortschreiten der Erholung erwartet.<br />
Die Dynamik des Landes basiert auf einer komplexen Mischung aus modernen<br />
Dienstleistungs und Finanzunternehmen auf der einen Seite und einer eher traditionell<br />
geprägten Agrarindustrie auf der anderen Seite. Der private Sektor wächst schnell und<br />
der private Konsum legte <strong>2010</strong> mit einem Plus von 7 % massiv zu. Allerdings macht sich<br />
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