102frisch verheilte Nummer schimmerte dunkelrot durch die kurz geschorenen Haare. Ellaund ich hockten, wie Frank und Anneliese, unter einer Decke und drehten die heissenGrogkrüge zwischen unseren Händen. Wie bei den anderen auch standen unsere Füssewohl eingepackt auf mit heissem Wasser gefüllten, kleinen Gummisäcken."Du kannst doch gar nicht so gut schwimmen wie ich und dein Schnupfen..."Ella schaute mich von der Seite her an."Ich habe gewusst, wo du bist, ich habe es gespürt.""Heinrich wollte sie nicht schwimmen lassen. Sie ist einfach losgesprungen!" Lauraschüttelte missbilligend den Kopf. "Als ob Lebensretten ein Geschäft auf Gegenseitigkeitwäre! Eine Mutter von zwei Kindern!""Ich wusste ganz gefühlsmässig, wo ich dich zu suchen hatte. Ich bin einfach auf dichzu geschwommen, ohne Hilfe." Nachdenklich strich sie mir die nassen Haare aus der<strong>St</strong>irn und schaute mich mit jenem ernsten Blick an, der die Augenwinkel zusammenzogund den sie mit ihrer jüngsten Tochter teilte. "Ich werde immer wissen, wo ich dich zufinden habe, auch-" Sie stockte und schaute vor sich hin. "wenn du mich nie suchenwirst." Sie zog ein Taschentuch unter den Decken hervor und lächelte mich verschmitztan. "Oh Gott! Wie konnte das nur passieren? Eine brave Konse, nass wie eine Rattewegen so einer Dickschädelin!"Lena und Anna stürmten herein, bauten sich vor dem Tisch auf."Papa sagt, du kriegst Kloppe!" Anna drängte sich an mich und zupfte an den Decken."<strong>St</strong>immt das?" Lena schaute uns an, dann klammerte sie sich an ihre Mutter. "Das dürftihr nie wieder tun, über Bord springen.""Wir haben Leute gerettet." Frank mischte sich ein und deutete auf den Fremden, derverständnislos die Szene betrachtete. "Weisst du, es war nicht so gefährlich, eure Muttiwar ja an der Leine fest.""Aber Johanna nicht!" Anna kletterte auf meinen Schoss."Wenn du sie nicht gleich gefunden hättest, hättest du dich auch losgemacht?" Lenadrückte sich wie ein hungriges Äffchen gegen Ellas Brust, unsere Blicke kreuzten sichüber die Kinderköpfe hinweg. Ella schniefte, Laura stellte mit einem kräftigen Geräuscheine Kanne auf den Tisch."Wahrscheinlich! Und dann wäre Heinrich nach gesprungen, und dann? Dann stünde ichjetzt mit zwei frechen Rotzmädchen alleine im Nebel. Haltet mal eure Schnäbel, ihr seidja nicht alleine an Bord." Sie funkelte unsere Idylle böse an und wandte sich demerstaunten Fremden zu. "Gott sei Dank hält Er seine Hände besonders gerne überKinder und Narren! Wer sind nun Sie, wenn eine alte Frau schon neugierig sein darf?""Was ist mit ihr?" Der blasse junge Mann schaute uns das erste Mal voll an. Er musstefernasiatischer Abstammung sein, seine dunklen Augen schimmerten ängstlich im Lichtder Kabinenlampe."Sie ist an Bord" murmelte ich zwischen zwei Schlucken des heissen Getränkes. "Wirhaben sie herein gezogen.""Lebt sie?"Frank fasste seine Hand."Wer immer ihr auch seid, wir haben unser Möglichstes getan.""Ich will sie sehen!" Der junge Mann sprang auf und wollte zur Türe hinaus. Laura griffseinen Arm und drückte ihn wieder auf den <strong>St</strong>uhl zurück, von der Treppe her hörten wir
103Tritte und <strong>St</strong>immen."Bleiben sie sitzen, die anderen bringen das Mädchen gerade nach unten."Sarah und ihr Mann trugen die junge Frau herein und legten sie auf jene Koje, die auchmir vor einigen Wochen <strong>als</strong> Schutz und Rettung gedient hatte. Der junge Mann erhobsich mühsam, setzte sich auf die Bettkante und nahm ihre Hand."Lebt sie?" Unsicher sah er zu Sarah auf. Diese nickte."Es war knapp, aber wir haben es geschafft. Sie ist kurz zu sich gekommen. Laura,kannst du warme Tücher, Decken und Wärmflaschen um sie herumpacken? Ehe sienicht ganz wach ist, kann sie nichts Heisses trinken."Heinrich stolperte die Treppe herab und liess sich am Tisch fallen."Du hast es tatsächlich geschafft, Johanna. Sie lebt. Gibst du denn niem<strong>als</strong> auf?"Ich schüttelte den Kopf und lächelte."Nicht in lebensnotwendigen Dingen.""Dann wirst du wohl auch deine schöne Priesterin eines Tages stellen." Er klopfte Ellaauf den Rücken. "Was mache ich nur, wenn du auch so ein Dickschädel wirst?""Es soll ansteckend wie Schnupfen sein!"Zum Beweis nieste ich ganz kräftig in meine Tasse hinein."Jan-San ist mein Name." Der junge Mann schaute hoch. "Und sie heisst Hannah,Hannah Larasdott - " Er machte eine Pause und blickte auf das schlafende, blasseGesicht herunter, "-ab Sarga, Elevin im letzten Rang."Er stockte, <strong>als</strong> ich scharf die Luft ein sog und Heinz nur leise murmelte:"Das muss ein schlechter Jahrgang für die Priesterinnennachzucht gewesen sein!"Ella nahm beruhigend meinen Arm und ich fasste mich soweit, Jan-San fragen zukönnen."Sehe ich das richtig, du bist, besser, warst Priesteraspirant in den Heiligen Hainen? Undsie stand kurz vor den letzten Weihen?"Jan-San nickte. "Du scheinst dich in unseren Sitten auszukennen.""Ich stamme auch aus dem Frauenland, mein Name ist Johanna Helgesdott.""Ach, dein Gesicht kam mir bekannt vor! Aber wir durften ja keine Frauenbücher lesen.""Ihr seid geflohen?""Ich war ein Auserwählter. Zusammen mit drei anderen Herosanwärtern begegneten wirden Elevinnen im letzten Rang in den Heiligen Höhlen.""Bei den Gelegenheiten hast du mit Hannah eine, hm, individualistische Geschichteangefangen?"Jan-San nickte."Es war gleich bei der ersten Begegnung. Du weisst, Elevinnen und Priesteraspirantenbegegnen sich maskiert in dunkler Höhle; aber ihre Maske verrutschte und ich konntedas Gesicht sehen. Da vereinbarten wir ein Zeichen-" Er überkreuzte zwei Finger. "undso erkannten wir uns. Später trafen wir uns tagsüber in den Gärten.""Das war doch nur mit Hilfe möglich, oder? Jemand muss euch dabei geholfen haben?"Er nickte, und ein Schatten fuhr über sein Gesicht."Eine von Hannahs Kolleginnen wollte keine Begegnung mit uns. Hannah und siedeckten sich gegenseitig. Obwohl die andere Elevin die Beste und Klügste ihresJahrganges war, lehnte sie heimlich die direkten Begegnungen mit uns ab. Ich weiss
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