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vollständig als pdf - Dr. Martina Schäfer, St. Gallen

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17Krone ich das tückische Glitzern in Beton eingelassener Glasscherben erkennen konnte.Diese wirklich altmodische Verwahranlage entlockte mir einen Ausruf des Erstaunens,und die Ordonanzen lächelten wissend in sich hinein."Ehre, der Ehre gebührt!" murmelte die eine leise, während sie, tatsächlich mit einemgrossen Schlüssel das Tor öffnete, das glücklicherweise nicht in den Angeln quietschte,was ich auch wieder für sehr übertrieben gehalten hätte."Voila! Villa Garbo!"Mit einladender Geste zog die Ordonanz das Tor beiseite und lud mich ein, näher zutreten.Das Gelände erinnerte an einen verwilderten Klostergarten, durch dessen dichtesGestrüpp und Unterholz viele, kleine Trampelpfade liefen wie Wildfährten in einemWald. Dieser circa hundert Meter breite <strong>St</strong>reifen wurde dahinter aberm<strong>als</strong> von einerungefähr zwei Meter hohen, glatten Betonmauer begrenzt, die allerdings keineGlassplitterzacken auf ihrer Krone trug.Die höfliche Ordonanz war meinen Blicken gefolgt:"In dem <strong>St</strong>reifen zwischen den Mauern lassen wir ein Rudel Doberfrauen freiherumlaufen.""Wie bitte?" Ich starrte sie verdutzt an."Hunde! Scharfe Hunde! Die Sklavenhalter des Patriarchats benutzten sie bereits, mannannte sie dam<strong>als</strong> 'Dobermänner'. Aber wir haben ja doch die meisten Patriarchalismenaus unserer Sprache entfernt! Der Göttin sei Dank!""Und den Grossen Sieben auch!" echoten die anderen drei Ordonanzen und vollführtendie rituelle Demutsgeste von der <strong>St</strong>irne zur Brust hin.Ich pfiff auf die Demut und starrte unruhig in das Unterholz hinein, <strong>als</strong> sie mich zurgegenüberliegenden Mauer führten. Sie pufften mich, wie immer, wenn ich denallgemeinen Gruss verweigerte, unwillig in die Seite.Das innere Tor lag mehrere Schritte seitlich versetzt in der Mauer, was auf jeden Fallden Weg durch das Gelände der streunenden Hundemonster verlängerte. Es warwesentlich niedriger und schmaler <strong>als</strong> das äussere Tor, ja, eigentlich nur eine Türklappe,die nun mit einem seltsamen Pfeifton aufsprang. In der Ferne hörte ich das erste Maldie Hundemeute jaulen, und ich zuckte unwillkürlich zusammen."Gut - was? Der Pawlow'sche Reflex. Jeramaja ab Sarga-" die rituelle Ehrfurchtsgesteerfolgte aberm<strong>als</strong>. "war sehr tierlieb und studierte Verhaltensforschung, Biologie und soweiter. Sie hat die ganze Anlage hier eingerichtet. Der Göttin sei Dank!""Und den Grossen Sieben auch!" tönte es im Chor.Jeramaja Alldott ab Sarga, eine der Vor-Vorgängerinnen der jetzigen Magna Matres,zweite Generation, auch Adoptivtochter einer lesbischen Partisanin aus denspätpatriarchalen Umstürzen wie meine Mutter, weshalb sie die allgemeineTochterbezeichnung `all-`trugen, was sie <strong>als</strong> Kinder `aller Frauen` bezeichnete. AufAbbildungen immer im Kreise ihrer jeweiligen Lieblingstiere zu sehen: Katzen, Hunde,Ziegen oder Geparden!Direkt hinter der Türe führte eine schmale, hühnerleiterartige Schräge hinauf in einemSchacht, und ich starrte die Ordonanzen verdutzt an."Der Eingang oder Ausgang ist so konstruiert, dass frau nur kriechend, Kopf oder Fussvoran, hindurch kommt. Das Türchen ist nur durch einen Hebel weit oben zu öffnen,

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