164ich Shulamith verschweigen musste. Als ich am Schluss angelangt war, schüttelte ichseinen Arm: "Und deshalb musst du mir deine Rolle geben! Du musst!"Pan-Ten legte mir erschüttert den Arm um die Schulter."Dann hast du alleine hier mit mir mehr geopfert <strong>als</strong> jem<strong>als</strong> eine Person ermessen kann.Unter Anderem nämlich auch deine Integrität. Und ich habe das nicht gemerkt! Verzeih',meine Ausbildung war wahrlich nicht besonders gut!" Er lächelte. "Dagegen und gegenalles, was du noch vorhast, sind unsere Heroenopfer <strong>St</strong>aub in der Wüste. Wie wirst dumit all dem später leben können, wenn du überlebst?""Weisst du, Pan-Ten, das ist eigentlich wie bei allen gefährlichen, anderen Mutprobenauch: Frau springt nicht in eiskaltes Wasser, wenn sie vorher darüber nachdenkt, ob dasihre Nieren auch aushalten. Ich denke nicht weiter <strong>als</strong> bis zur Plattform, aber ich weiss,was ich will."Pan-Ten schüttelte seinen Kopf."Du bist verrückt. Sie bringen dich um!""Nein, spätestens auf der Tempelplattform wird ja wohl klar ersichtlich, dass ich eineFrau bin.""Du wirst unter <strong>Dr</strong>ogen stehen, wie willst du dir helfen?""Das kann ich vielleicht vermeiden.""Alles nur, um sie zu konfrontieren?""Ja! Aber auch, um ein öffentliches Zeichen zu setzen. Wollt ihr denn nie gerettetwerden?"Pan-Ten schüttelte stumm den Kopf."Ich habe auch eine Art Gewissen. Und plötzlich liebe ich dich, du merkwürdige Person.Ich gehe auf die Plattform und sei es, um dein Leben zu retten.""Nun, immerhin rückst du schon ein wenig von deinen Glaubensgrundsätzen ab! Wiefühlt es sich denn an, eine individualistische Liebesgeschichte zu führen?""Schön, du hattest Recht. Ich fange an, diese Beiden zu verstehen, die abgehauen sind.<strong>St</strong>immt auch das Gerücht, dass du sogar ihr Kind wieder aus dem Bett der neuenOberpriesterin entführt hast?""Nur keine f<strong>als</strong>che Bescheidenheit: Das haben ich und meine Freundin mit Hilfe von einpaar anderen Männern aus der Männerprovinz gemacht!""Du hattest keine Angst, erwischt zu werden?""Nein, aber dieser f<strong>als</strong>chen Mutter wieder in die Augen zu schauen!""Du wirst ihr morgen noch ganz anders in die Augen schauen müssen. Hast du keineAngst wie ein schüchterner Hase vor den Augen der Schlange?""Auch du hattest bereits Angst und nun willst du leben.""Das hast du gemerkt?""Ja, hättest du keine Angst, wärest du kein Mensch und schon lange tot. Aber ich sahdurch dieses halb geöffnete Fenster einen lebendigen Menschen, gesammelt,konzentriert, aber voller Angst. Wie kannst du glauben, dass ein Opfertod sinnvoll ist?Was haben sie mit euch gemacht, dass ihr so hingegeben seid?""Auch du, Johanna, bist von vielen Dingen sehr überzeugt und wärest du hier nichtaufgetaucht, dann kämen mir keine Fragen. Es ist wie in deinem Bericht um dieSchülerinnen von Udars: Manchesmal braucht es einen Anstoss von Aussen, da dieInnen bereits blind sind vor Angst oder Schweigsamkeit."
165Ich rüttelte den jungen Mann unsanft an der Schulter."Merkst du nicht, wie verrückt du bist? Alle deine Gedärme signalisieren dir seit Tagen,dass du Angst hast und trotzdem glaubst du weiter an die Richtigkeit eurerOpfermission!""Ja! Gleichzeitig! So ist das eben. Mir wären nie Zweifel an unserer Religion gekommen.""Aber jetzt zweifelst du und hast Angst, zu sterben. Also, gib' mir deine Gewänder.""Dein Ziel, Johanna, meinst du, das es richtig ist, was du vorhast? Dich zu gefährden?Du bist so weit hergekommen, hast so viel gesehen. Du könntest uns aufklären,Untergrundzeitschriften schreiben und verteilen, Widerstand vom Ruhrloch ausorganisieren, du weisst schon...,"Er hob hilflos die Arme."Ich glaube, ich lasse mich sowieso nur auf dich ein, weil ich dich nun mag. Du bist zuschön, um zu sterben.""Und du auch, du dummer Heros! Jeder Mensch ist zu schön, um geopfert zu werden,Jeder! Denk mal, junger Mann, ich könnte uns sogar beide hinaus in Sicherheit bringen:Vielleicht in einen Wald, dessen Liebenswürdigkeit dich erstickt, oder in eine freieGrossstadt, an deren Gleichgültigkeit wir zugrunde gehen.""Es ist doch nicht überall auf der Welt so.""Pan-Ten, es ist überall so, weil wir die Masken der Macht mit uns selber herumtragen!Glaubst du, Infizierte einer Epidemie retten sich dadurch, dass sie durch einen Flussdavon schwimmen? Glaubst du, Frauen, ach was, Menschen, die Jahrtausende langversklavt, gefoltert und getötet wurden, spucken so mir nichts, dir nichts ein freies Landvor ihre Füsse?""Aber -" Pan-Ten sprang auf und lief in dem Meditationsraum herum - "irgendwo musses doch anders sein!"Ich hielt ihn am Arm fest und zog ihn zu mir herüber."Junge, es gibt kein Anderssein. Im Augenblick bin ich auch nicht anders, wie Pater Johnoder die kleine Husarenuniform.""Aber dann lohnt es sich nicht mehr, zu leben. Dann kann auch ich gehen und michopfern lassen!"Ich schüttelte den Kopf."Jedes Menschenopfer ist sinnlos. Wer an die Erlösung durch solche Opfer glaubt istTeilhaber der Macht und genauso schlimm wie jeder Kindermörder auch. Pan-Ten,glaube nicht, das wir besser sind <strong>als</strong> die Gläubigen! Die Anderen sind wir selber, indemwir uns entscheiden, jedes Mal neu: Schmeiss' ich sie aus dem Hubschrauber odernicht? Retten wir das Baby oder werfen wir es in den Fluss?""Was willst du dann?""Ich will sie vor eine solche Entscheidung stellen: Komm' mit oder bleib'. Vor allenMenschen. Ich will sie zwingen, laut 'Nein' oder 'Ja' zu sagen. So wie Maya Margasdottab Sarga das einst selber wollte.""Und Shulamith?" Er schaute mich <strong>St</strong>irn runzelnd an, und ich wich seinem Blick aus. Ernickte verstehend. "Du hast es ihr nicht erzählt. Sie weiss nicht, was du vorhast?""Nein.""Wenn sie dich umbringen, was wohl der Fall sein wird, dann kann es dir ja egal sein,was sie fühlt, auch, was ich fühle."
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