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vollständig als pdf - Dr. Martina Schäfer, St. Gallen

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165Ich rüttelte den jungen Mann unsanft an der Schulter."Merkst du nicht, wie verrückt du bist? Alle deine Gedärme signalisieren dir seit Tagen,dass du Angst hast und trotzdem glaubst du weiter an die Richtigkeit eurerOpfermission!""Ja! Gleichzeitig! So ist das eben. Mir wären nie Zweifel an unserer Religion gekommen.""Aber jetzt zweifelst du und hast Angst, zu sterben. Also, gib' mir deine Gewänder.""Dein Ziel, Johanna, meinst du, das es richtig ist, was du vorhast? Dich zu gefährden?Du bist so weit hergekommen, hast so viel gesehen. Du könntest uns aufklären,Untergrundzeitschriften schreiben und verteilen, Widerstand vom Ruhrloch ausorganisieren, du weisst schon...,"Er hob hilflos die Arme."Ich glaube, ich lasse mich sowieso nur auf dich ein, weil ich dich nun mag. Du bist zuschön, um zu sterben.""Und du auch, du dummer Heros! Jeder Mensch ist zu schön, um geopfert zu werden,Jeder! Denk mal, junger Mann, ich könnte uns sogar beide hinaus in Sicherheit bringen:Vielleicht in einen Wald, dessen Liebenswürdigkeit dich erstickt, oder in eine freieGrossstadt, an deren Gleichgültigkeit wir zugrunde gehen.""Es ist doch nicht überall auf der Welt so.""Pan-Ten, es ist überall so, weil wir die Masken der Macht mit uns selber herumtragen!Glaubst du, Infizierte einer Epidemie retten sich dadurch, dass sie durch einen Flussdavon schwimmen? Glaubst du, Frauen, ach was, Menschen, die Jahrtausende langversklavt, gefoltert und getötet wurden, spucken so mir nichts, dir nichts ein freies Landvor ihre Füsse?""Aber -" Pan-Ten sprang auf und lief in dem Meditationsraum herum - "irgendwo musses doch anders sein!"Ich hielt ihn am Arm fest und zog ihn zu mir herüber."Junge, es gibt kein Anderssein. Im Augenblick bin ich auch nicht anders, wie Pater Johnoder die kleine Husarenuniform.""Aber dann lohnt es sich nicht mehr, zu leben. Dann kann auch ich gehen und michopfern lassen!"Ich schüttelte den Kopf."Jedes Menschenopfer ist sinnlos. Wer an die Erlösung durch solche Opfer glaubt istTeilhaber der Macht und genauso schlimm wie jeder Kindermörder auch. Pan-Ten,glaube nicht, das wir besser sind <strong>als</strong> die Gläubigen! Die Anderen sind wir selber, indemwir uns entscheiden, jedes Mal neu: Schmeiss' ich sie aus dem Hubschrauber odernicht? Retten wir das Baby oder werfen wir es in den Fluss?""Was willst du dann?""Ich will sie vor eine solche Entscheidung stellen: Komm' mit oder bleib'. Vor allenMenschen. Ich will sie zwingen, laut 'Nein' oder 'Ja' zu sagen. So wie Maya Margasdottab Sarga das einst selber wollte.""Und Shulamith?" Er schaute mich <strong>St</strong>irn runzelnd an, und ich wich seinem Blick aus. Ernickte verstehend. "Du hast es ihr nicht erzählt. Sie weiss nicht, was du vorhast?""Nein.""Wenn sie dich umbringen, was wohl der Fall sein wird, dann kann es dir ja egal sein,was sie fühlt, auch, was ich fühle."

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